Die öffentliche Ringvorlesung des interuniversitären Kooperationsschwerpunkts Wissenschaft & Kunst wurde 2007 von Peter Kuon für den Programmbereich Arts & Humanities ins Leben gerufen. Nach dem Programmbereich Kunstpolemik – Polemikkunst (2014–2019) wird sie seit 2019 vom Programmbereich Figurationen des Übergangs weitergeführt.

Auch in Zukunft wollen wir mit der Ringvorlesung einen Diskussionsraum für ein breites Publikum mit dem Anspruch anbieten, einen aktuellen wissenschaftlichen und künstlerischen Diskurs durch möglichst heterogene Sichtweisen zu pluralisieren.

Bildnachweis: Tatjana Trouvé, 165 Points Towards Infinity, Installation Kunsthalle Nürnberg 2014/15

Ringvorlesung im Sommersemester 2023

"Pygmalion". Künstliche Körper und lebende Statuen in den Künsten

Seitdem Pygmalion die von ihm gemachte Statue durch sein Begehren mit göttlicher Hilfe verlebendigte, beschäftigen sich die Künste mit der Materialität des menschlichen Körpers zwischen Leben und Tod, Natürlichkeit und Künstlichkeit, Verlebendigung und Animismus. An Pygmalion und insbesondere an Galatea reflektieren sie sich in ihrem Kunststatus und in ihrem mimetischen Programm auch selbst. Pygmalions hypermimetisches Bild ist dabei vielleicht zugleich höchste Herausforderung wie schmählichste Kapitulation gegenüber der schärfsten Konkurrentin der Kunst, der Natur. Die Ringvorlesung verfolgt den Mythos, seine Tradierungen und seine Schichten der (Un-)Sinngebung von der Antike und bis in die Gegenwart. Ausgehend von der Meistererzählung Ovids und verwandter bildhafter Verwandlungen wie die von Narziss oder der Propoetiden geht es um künstlich hergestellte Statuen, die lebende Körper imitieren (die in der imaginativen Sphäre der Literatur oder Kunst selbst künstlich sind).

Die Ringvorlesung fragt nach dem Status des Körpers als materielles, unbelebtes Artefakt und als lebendiges Subjekt. Die künstlichen Objekte imitieren lebende Körper, sie können gesehen und berührt werden. Die Instrumente ihrer Wahrnehmung sind die Körper der Betrachter. In der Pygmalion-Variante des Typus durchläuft das materielle, unbelebte Körperobjekt eine Metamorphose, die es zu einem lebendigen Körpersubjekt macht, das freilich die Sphäre der künstlerischen Imaginiertheit nicht zu überschreiten vermag. Der Übergang zwischen dem Körper als (materielles) Objekt und als (handelndes) Subjekt ist fließend. Im Rahmen der Ringvorlesung werden Vertreter*innen der verschiedensten kulturwissenschaftlichen Disziplinen diese Spannung von Nachahmung und Beseelung, Imagination und Materialität, Körper und Körperfiktion, nicht zuletzt aber auch die Genderfrage zwischen Schöpfung und Schöpfenden beleuchten.

Programm_RVL 2023_Pygmalion

 

Programmvorschau

22.3. Der Pygmalion-Mythos vor seiner Rezeption: Überlegungen zur Erzählung in Ovids Metamorphosen: Dorothea Weber

19.4. Si wunder wol gemachet wîp – die wunderschön geschaffene Frau. Der Pygmalion-Mythos in der mittelalterlichen Literatur: Martina Feichtenschlager

26.4. Geboren/gemacht. Schöpfungskonzeptionen der Romantik zwischen Kunst, Magie und Technik: Werner Michler

3.5. „Quasi semivivi“. Italienische Skulpturen der Renaissance: Frank Fehrenbach

10.5. Zur Ikonographie Pygmalions in der bildenden Kunst: Renate Prochno-Schinkel

17.5. Aphrodites Statuen und ihre Liebhaber. Eine Pathologie: Manfred Kern

24.5. Augenangst: Jan Völker

31.5. Animation – Verlebendigung der und durch Technik: Gertrud Koch

7.6. Galatea, Eliza, Siri, Alexa. Womanufacture-Fantasien seit G.B. Shaws Pygmalion (1912): Caitríona Ní Dhúill

14.6. Corpus erat! Galatea als szenische Figur: Josephine Baker in „Prinzessin Tam Tam“ (1935): Nicole Haitzinger

21.6. Ein Spiel der Kraefte: Zu Pietro und Gian Lorenzo Berninis „Bacchanal“: Nicola Suthor

 

Zeit / Ort: 22. März bis 21. Juni 2023, jeweils am Mittwoch 11.15 bis 12.45 Uhr, Unipark Nonntal, Erzabt Klotz-Str. 1, HS 3 Georg Eisler (E.003)

Konzeption, LV-Leitung: Manfred Kern, Romana Sammern

Studierende können in PlusOnline bzw. MozOnline die Ringvorlesung unter der LV-Nr. 901.356 belegen.

Bildnachweis: Jean-Léon Gérôme (1824–1904): Pygmalion und Galatea, um 1890. Öl/Leinwand, 88,9 × 68,6 cm. The Metropolitan Museum of Art, New York. Foto: The Metropolitan Museum of Art

Ringvorlesung im Sommersemester 2022

Gestaltungsdimensionen von Bildung – ästhetisch/praxeologisch

Die Ringvorlesung diskutiert Gestaltungsdimensionen von Bildung. Sie wendet sich insbesondere an alle Lehramtsstudierenden sowie an alle Studierenden und Lehrenden, die an aktuellen disziplinüberschreitenden Gestaltungsfragen von Bildung als Formgebungsprozess interessiert sind. Die hier verhandelten Themen verstehen sich als Beitrag zu einer interdisziplinär angelegten Bildungsforschung. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Salzburger Bildungslabore, eines Projektes von Universität Salzburg und Pädagogischer Hochschule Salzburg, und des Programmbereichs Figurationen des Übergangs der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft & Kunst zwischen Universität Salzburg und Universität Mozarteum. Beide Einrichtungen operieren jeweils an den Schnittstellen von Universität und Schule sowie Wissenschaft und Kunst. Alle Studierenden erleben unabhängig von ihrer Disziplin einen Bildungsprozess. In der Ringvorlesung sind deshalb auch die Auswirkungen des hochschulischen Erkenntnisprozesses für die Lehrer*innenausbildung, die hochschulische Ausbildung und die hochschulischen Prozesse insgesamt zu beleuchten. Dazu sollen Vertreter*innen der Bildungs- und Erziehungswissenschaften, der Wissenschaftsforschung und Philosophie, Literaturwissenschaften und Ästhetik, Physik und Sportwissenschaften, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaften sowie der Fachdidaktiken zu Wort und ins Gespräch kommen.

Ringvorlesung Programmkarte

UNI TV_Aufzeichnungen der Vorträge

Salzburger Nachrichten_Bildung neu denken_050322

 

9. 3. Die neuen Lehrpläne in Österreich: Das Konzept der Reflexiven Grundbildung und Herausforderungen für die LehrerInnenbildung: Ulrike Greiner und Christoph Kühberger

16.3. Bildung und Praxis: Fabio Nagele im Gespräch mit Ulrike Greiner

23.3. Körper, Bildung, Bewegung: Anna Maria Kalcher (Elementare Musik- und Tanzpädagogik, Universität Mozarteum), Antje Klinge (Sportpädagogik und Sportdidaktik, Ruhr-Universität Bochum) und Daniel Rode

30.3. Das digitale Bild: Inge Hinterwaldner (Karlsruher Institut für Technologie) und Alexander Strahl

27.4. Wissen und Können: 12 Denkfiguren (in) der LehrerInnenbildung: Georg Hans Neuweg (Wirtschafts- und Berufspädagogik, Johannes Kepler Universität Linz) im Gespräch mit Fabio Nagele

4.5. Ästhetische Bildung: Iris Laner (Bildende Kunst und Bildnerische Erziehung, Universität Mozarteum Salzburg)

11.5. Literarästhetische Literalität: Carlo Brune (Deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) im Gespräch mit Werner Michler

18.5. Ästhetische Erfahrung und die Materialität von Bildungsprozessen. Pragmatistische Reflexionen zu Orhan Pamuks Roman „Das Museum der Unschuld“: Arnd-Michael Nohl (Erziehungswissenschaft/Systematische Pädagogik, Helmut Schmidt-Univ. Hamburg)

25.5. Politische Bildung und historische Kompetenz: Jörg Trempler (Kunstgeschichte/Bildwissenschaften, Universität Passau) und Martin Lücke (Didaktik der Geschichte, Freie Universität Berlin)

2.6. Eröffnungsveranstaltung der Salzburger Bildungslabore Sabine Reh (Historische Bildungsforschung, Humboldt-Universität zu Berlin) // Stefan-Zweig-Hörsaal / PH, Akademiestr. 23-25

8.6. Gestaltung von Bildung in der Primarstufenpädagogik: Sabine Harter-Reiter (Pädagogische Hochschule Salzburg)

15.6. Medienkompetenz. Bildinterpretation (lange) nach Erwin Panofsky: Matthias Bruhn (Kunstwissenschaft und Medientheorie, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) im Gespräch mit Romana Sammern

 

Zeit / Ort: 2. März bis 22. Juni 2022, jeweils am Mittwoch 17.00 bis 18.30 Uhr, Unipark Nonntal, Erzabt Klotz-Str. 1, HS 3 Georg Eisler (E.003)

Konzeption, LV-Leitung: Ulrike Greiner, Werner Michler, Fabio Nagele, Romana Sammern

Studierende können in PlusOnline bzw. MozOnline die Ringvorlesung unter der LV-Nr. 901.351 belegen.

Bildnachweis: André-Henri Dargelas (1828–1906): Le tour du monde (Ausschnitt). Öl/Leinwand, 46 x 37,5 cm. Privatsammlung.

Ringvorlesung im Sommersemester 2021

Der Tod und das Mädchen

Das Motiv „Tod und Mädchen“ und dessen unterschiedliche Behandlungen in der Bildenden Kunst, in der Musik und Literatur tangieren die großen existenziellen Fragen von Leben und Tod, Blüte und Verfall, Angst und Hoffnung und laden zu kulturwissenschaftlichen Befragungen ein:

So wäre neben den sich hier artikulierenden Gender-Hierarchien etwa die Geschichtlichkeit von personifizierenden Darstellungen des Todes zu beleuchten. Die morbide Erotik im Verhältnis von Tod und Mädchen, welche zahllose bildnerische Darstellungen – darunter auch viele popkulturelle – andeuten, geht mit Fragen von kulturbedingten Konzeptionen von Geschlecht und Tod einher. Haben unterschiedliche Konzeptualisierungen des Todes Auswirkungen auf die Verbreitung des Motivs, verkörpert das Mädchen immer das bedrohte „blühende Leben“ oder gibt es dazu „queer“ liegende Darstellungen? Sind vor dem Todesthema alle Künste gleich oder haben die verschiedenen Kunstgattungen unterschiedliche Affinitäten zum Tod? Kann für das Motiv „Tod und Mädchen“ genauso wie für andere eine Bewegung zwischen hochkulturellen und populären oder zwischen ästhetisch überzeugenden und banalen künstlerischen Thematisierungen gefunden werden?

Programm RVL Der Tod und das Mädchen

 

Ort/Zeit: Online via Webex, jeweils am Mittwoch 17:15 bis 18:45h, 10. März bis 30. Juni 2021

Konzeption, LV-Leitung: Peter Deutschmann, Manfred Kern

Bildnachweis: Hans Baldung Grien, Der Tod und die Frau, 1518/20, Kunstmuseum Basel, Quelle: Wikipedia (gemeinfrei)

Der Tod und das Mädchen, Hans Baldung

Ringvorlesung im Sommersemester 2020

Figurationen des Übergangs – Übergänge zwischen Kunst und Leben, 1920–1970

Seit die Künste auf ihrer Autonomie beharren, stellt sich die Frage nach der Beziehung von „Kunst“ und „Leben“. Bis in die Gegenwart werden Debatten geführt, ob das Werk des/der KünstlerIn von seinem/ihrem „Leben“ – ihren Taten, Ansichten, Verfehlungen – getrennt betrachtet werden kann, soll oder muss (aktuell: der Streit um den Literaturnobelpreis 2019). Andererseits kritisiert – nach Peter Bürgers „Theorie der Avantgarde“ (1974) – die künstlerische Avantgarde die bürgerliche Institution Kunst und strebt die „Überführung von Kunst in Lebenspraxis“ an. Zu diesen klassischen Fragestellungen kommt in jüngerer Zeit eine weitere: Nicht nur ist jeweils auszuhandeln, was „Kunst“ ist, auch das „Leben“ ist eine problematische Kategorie zwischen Biologie, Ökonomie und Gesellschaft, die sich heute wissenspoetologisch und wissenschaftshistorisch befragen lassen muss.

Dieses Spannungsfeld möchte die Ringvorlesung – die erste in einer Reihe, die sich den „Figurationen des Übergangs“ widmet – ausloten. Die einzelnen Beiträge versuchen, paradigmatisch Stationen der Problematik Kunst/Leben im 20. Jahrhundert nachzuzeichnen; sie reichen von der Frage des Realismus in den Künsten über die künstlerische Auseinandersetzung mit den Topoi der Lebenswissenschaften bis zur „Fruchtbarkeit“ im mehrfachen Sinn.

Unter den Vortragenden sind Karin Krauthausen (Berlin), Irini Athanassakis (Tunis), Peter Berz (Berlin), Ingeborg Reichle (Wien), Peter Fuchs (Bad Sassendorf) sowie Peter Deutschmann, Nicole Haitzinger, Uta Degner, Marcel Bleuler u.a.

Konzeption, LV-Leitung: Hildegard Fraueneder, Werner Michler

Der Programmbereich „Figurationen des Übergangs“ ist bemüht, die Abhaltung der Ringvorlesung „Figurationen des Übergangs – Übergänge zwischen Kunst und Leben“ unter den gegebenen Umständen zu ermöglichen. Unterlagen und Materialien zu den bisherigen Einheiten der Ringvorlesung stehen auf der universitären Lehr-/Lernplattform „Blackboard“ zur Verfügung. Voraussetzung, um auf die Inhalte zugreifen zu können, ist die Anmeldung zur Lehrveranstaltung auf PLUSonline (Anmeldungen sind nach wie vor möglich).

Programm Ringvorlesung Sommersemester 2020

Weitere Vorträge, die jeweils zur geplanten Zeit am Mittwoch um 17 Uhr online als Webex-Meetings geplant sind, sollen interessierten Personen auch ohne Kursanmeldung zur Teilnahme offenstehen, für eine Anmeldung zu einem oder mehreren Web-Vorträgen senden Sie bitte eine E-Mail an:

Anna.Estermann@sbg.ac.at