ÖFFENTLICHE RINGVORLESUNG: Gestaltungsdimensionen von Bildung – ästhetisch/praxeologisch

Inge Hinterwaldner und Alexander Strahl: Das digitale Bild

Die Bedeutung und der Einsatzradius digitaler Medien nahmen im 21. Jahrhundert nicht zuletzt in Studium und Lehre stetig zu. Dies erfuhr durch die gegenwärtige Corona-Epidemie eine weitere Intensivierung. Gerade Schülerinnen und Schüler haben einen hohen bis sehr hohen Bezug dazu, weswegen sie auch als ‚digital natives‘ bezeichnet werden. Wenn alles, was auf dem Bildschirm erscheint, auch als Bild angesehen werden kann, inklusive audiovisueller oder interaktiver Angebote, so lässt sich fragen, wie sich verschiedene Disziplinen diesen Umstand der Bildlastigkeit für die Vermittlung zunutze machen.
Die Physik hat schon immer von der Ebene der Darstellung und Vorstellung profitiert. Vor allem grafische Modelle spielen hier eine wesentliche Rolle, die durch digitale Bilder noch viel anschaulicher werden. In dieser Anschaulichkeit liegt aber auch die Gefahr, denn nur weil etwas überzeugend dargestellt ist, muss es nicht wahr sein. Darüber hinaus enthält jede Art der Visualisierung Entscheidungen mit teils weitreichenden Konsequenzen.
Auch die Kunstgeschichte zählt mit der Archäologie und Medizin zu den klassischen Bildwissenschaften. Was eröffnet sich an Analysemöglichkeiten und Herausforderungen, wenn es darum geht, digitale Kunstwerke in den Blick zu nehmen? Das programmierte Bild könnte man als ‚tief‘ bezeichnen, denn kreative Gestaltung passiert hier auch auf der Ebene des Codes.
Die Vorlesung beleuchtet aus verschiedenen Fächern die Wichtigkeit von Bildern für das Lernen und Verstehen. Es wird dargelegt, warum es gerade in der digitalen Domäne – in der Bilder oft als primär ‚manipulierbar‘ charakterisiert werden – wichtig ist, einen kritisch-hinterfragenden Umgang damit zu entwickeln.

Inge Hinterwaldner ist Professorin für Kunstgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie. Sie studierte Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck. 2009 promovierte sie an der Universität Basel mit der Schrift „Das systemische Bild“ (Fink 2010/MIT Press 2017). Als Gastwissenschaftlerin verbrachte sie Forschungsaufenthalte am MECS/Leuphana in Lüneburg, an der Duke University Durham und am MIT in Cambridge. 2016-2018 arbeitete sie als Professorin für Kunst- und Bildgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Humboldt-Universität zu Berlin.Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen computerbasierte Kunst und Architektur, Verflechtungen von Künsten und Wissenschaften seit dem 19. Jahrhundert, Bild- und Modelltheorie.

Alexander Strahl, Assoz.Prof., PD, Dr. rer. nat., Dipl. Phys. ist Leiter der AG Didaktik der Physik an der School of Education und dem FB Chemie und Physik der Materialien der Universität Salzburg. Vorher war er Akademischer Rat am Institut für Fachdidaktik der Naturwissenschaften (IFdN) in der Abteilung Physik und Physikdidaktik der TU Braunschweig. Studium der Physik und Philosophie. Forschungsgebiete: Formeln in der Physik, Alltagskontexte, Schulbuchforschung, Natur der Naturwissenschaft, Lernzyklen, Bildungswert der Physik, Interessenforschung Physik.  Weitere Informationen finde Sie auf www.strahl.info

 

Die Ringvorlesung diskutiert Gestaltungsdimensionen von Bildung. Sie wendet sich insbesondere an alle Lehramtsstudierenden sowie an alle Studierenden und Lehrenden, die an aktuellen disziplinüberschreitenden Gestaltungsfragen von Bildung als Formgebungsprozess interessiert sind. Die hier verhandelten Themen verstehen sich als Beitrag zu einer interdisziplinär angelegten Bildungsforschung. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Salzburger Bildungslabore, eines Projektes von Universität Salzburg und Pädagogischer Hochschule Salzburg, und des Programmbereichs Figurationen des Übergangs der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft & Kunst zwischen Universität Salzburg und Universität Mozarteum. Beide Einrichtungen operieren jeweils an den Schnittstellen von Universität und Schule sowie Wissenschaft und Kunst.

Alle Studierenden erleben unabhängig von ihrer Disziplin einen Bildungsprozess. In der Ringvorlesung sind deshalb auch die Auswirkungen des hochschulischen Erkenntnisprozesses für die Lehrer*innenausbildung, die hochschulische Ausbildung und die hochschulischen Prozesse insgesamt zu beleuchten. Dazu sollen Vertreter*innen der Bildungs- und Erziehungswissenschaften, der Wissenschaftsforschung und Philosophie, Literaturwissenschaften und Ästhetik, Physik und Sportwissenschaften, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaften sowie der Fachdidaktiken zu Wort und ins Gespräch kommen.

Webex Link: https://uni-salzburg.webex.com/uni-salzburg-de/j.php?MTID=m47759f554a5140b5e65fb53bd3e8a2ad

Zeit / Ort: 2. März bis 22. Juni 2022, jeweils am Mittwoch 17.00 s.t. bis 18.30 Uhr, Unipark Nonntal, Erzabt Klotz-Str. 1, HS 3 Georg Eisler (E.003)

Konzeption, LV-Leitung: Ulrike Greiner, Werner Michler, Fabio Nagele, Romana Sammern

Bildnachweis: André-Henri Dargelas (1828–1906): Le tour du monde (Ausschnitt). Öl/Leinwand, 46 x 37,5 cm. Privatsammlung. Foto Credit Inge Hinterwaldner: © Bernd Seeland