ÖFFENTLICHE RINGVORLESUNG: Gestaltungsdimensionen von Bildung – ästhetisch/praxeologisch

Sabine Reh: Formate und Themen in der Wissenskommunikation. Lehrer:innenbildung und die Krisen der Gegenwart

Es ist eine historische Dauerklage: Die Ausbildung von Lehrkräften stellt nicht zufrieden! Sie leistet nicht das, was sie soll – auch wenn sich nicht alle darüber einig sind, was das genau ist: Das zu lehren, was Lehrkräfte „in der Praxis“ brauchen, das, was notwendig ist für einen guten Fachunterricht, ein kritisch-pädagogisches Ethos zu schaffen und Lehrkräfte so vorzubereiten, dass sie flexibel einsetzbar sind und in allen krisenhaften Lagen spontan das leisten, was sie sollen. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass mit der Dauerklage über die Lehrkräfteausbildung grundlegend die Idee verbunden ist, dass Schule je anstehende Probleme und Krisen lösen könne – Bildungshistoriker:innen sprechen von einer „educationalization“ gesellschaftlicher Probleme, der mit der Modernisierung Einzug ins 19. Jahrhundertgehalten hat. Vor diesem Hintergrund wird Sabine Reh die Ausbildung von Lehrkräften als Wissenskommunikation charakterisieren, unterschiedliche Formate in der Ausbildung skizzieren und dafür plädieren, mit diesen Formaten auch die kritische und gegenwärtig krisenhafte Frage nach dem Wissen, nach den verschiedenen Formen des Wissens und seinen Hierarchien, seiner Produktion und Distribution und seiner Bewertung zu adressieren – und in der Lehrerbildung bescheiden zu bleiben. Dazu könnten Bildungslabore einen Beitrag leisten.

Sabine Reh ist habilitierte Erziehungswissenschaftlerin und Schulpädagogin. Sie ist seit 2012 Professorin für Historische Bildungsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktorin der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) des DIPF. Seit 2019 ist Sabine Reh stellvertretende geschäftsführende Direktorin des DIPF. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der historischen Bildungsforschung, Geschichte des (Fach-)Unterrichts, historischer Epistemologie, Ethnografie pädagogischer Praktiken und Ordnungen und Theorie sowie Theorie und Methodologie historischer und rekonstruktiv-hermeneutischer Bildungsforschung.

 

Die Ringvorlesung diskutiert Gestaltungsdimensionen von Bildung. Sie wendet sich insbesondere an alle Lehramtsstudierenden sowie an alle Studierenden und Lehrenden, die an aktuellen disziplinüberschreitenden Gestaltungsfragen von Bildung als Formgebungsprozess interessiert sind. Die hier verhandelten Themen verstehen sich als Beitrag zu einer interdisziplinär angelegten Bildungsforschung. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Salzburger Bildungslabore, eines Projektes von Universität Salzburg und Pädagogischer Hochschule Salzburg, und des Programmbereichs Figurationen des Übergangs der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft & Kunst zwischen Universität Salzburg und Universität Mozarteum. Beide Einrichtungen operieren jeweils an den Schnittstellen von Universität und Schule sowie Wissenschaft und Kunst.

Alle Studierenden erleben unabhängig von ihrer Disziplin einen Bildungsprozess. In der Ringvorlesung sind deshalb auch die Auswirkungen des hochschulischen Erkenntnisprozesses für die Lehrer*innenausbildung, die hochschulische Ausbildung und die hochschulischen Prozesse insgesamt zu beleuchten. Dazu sollen Vertreter*innen der Bildungs- und Erziehungswissenschaften, der Wissenschaftsforschung und Philosophie, Literaturwissenschaften und Ästhetik, Physik und Sportwissenschaften, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaften sowie der Fachdidaktiken zu Wort und ins Gespräch kommen.

 

Zeit / Ort: 2. März bis 22. Juni 2022, jeweils am Mittwoch 17.00 bis 18.30 Uhr, Unipark Nonntal, Erzabt Klotz-Str. 1, HS 3 Georg Eisler (E.003)

Konzeption, LV-Leitung: Ulrike Greiner, Werner Michler, Fabio Nagele, Romana Sammern

Bildnachweis: André-Henri Dargelas (1828–1906): Le tour du monde (Ausschnitt). Öl/Leinwand, 46 x 37,5 cm. Privatsammlung.

Impressionen "Gestaltungsdimensionen von Bildung – ästhetisch/praxeologisch: Sabine Reh", 2.6.2022

Fotos: Andreas Kolarik
Eröffnung der Salzburger Bildungslabore mit einem Abendvortrag von Sabine Reh (Berlin), musikalisch begleitet von Student*innen der PH Salzburg.