Reihe Sammeln

Sammeln ist eine in Geschichte und Gegenwart weit verbreitete Kulturtechnik, die äußerst diversen Motivationen und Absichten folgt. Die Reihe diskutiert Praktiken des Sammelns in Geschichte und Gegenwart, in den Wissenschaften, in institutionellen Zusammenhängen ebenso wie in künstlerischen Praxisformen. Sammeln ist nicht nur eine Geste der Aneignung, sondern auch eine Praxis der Bedeutungszuweisung, der Selektion und des Ausschlusses. In welchem Verhältnis stehen historische Sammlungskulturen zu zeitgenössischen Praktiken, in welchem institutionelle Praktiken zu künstlerischen? Welche Objekte und Materialien gelten als sammelwürdig, und welche Narrative entstehen durch ihre Zusammenstellung? Das Zusammentragen von Dingen, Bildern oder Tönen, das Finden und Aufbewahren von Material oder von Geschichten folgt in der künstlerischen Praxis einer anderen Notwendigkeit als unter dem kulturpolitischen Auftrag des Sammelns und Bewahrens für ein Museum, ein Archiv oder für Bibliotheken.

In Workshops und Vorträgen reflektiert die Veranstaltungsreihe die Geschichte und Gegenwart von institutionellen Sammlungs- und Zeigepraktiken ebenso wie des Sammelns als künstlerisches Verfahren oder Strategie und versucht, aktuelle Ansätze zur kritischen Revision und Reinterpretation von Sammlungs- und Wissensordnungen zu formulieren.

Bisherige Veranstaltungen

14. November 2024: „Dinge erzählen. Kulturwissenschaftliche Perspektiven und künstlerische Praktiken des Sammelns und Ausstellens“ mit Simone Lettner, Magdalena Mühlböck, Qingyu Cai, Marlena Jakobs in Kooperation mit dem Doktoratskolleg „Literatur in kulturellen Kontexten“

20. Mai 2025: „The Basement Dances of Hilde Holger – Past/Present/Future. Entarchivierung und Wiederverkörperung einer fast verschollenen Tanzpraxis des frühen 20. Jahrhunderts“ mit Claudia Kappenberg, Thomas Kampe und Miriam Althammer

 

Reihe Beginnen. Mitte. Enden

Themenfeld 2: Beginnen und Enden
Konzept: Hildegard Fraueneder

 

Die Reihe Beginnen und Enden behandelt die vielfältigen Fragen von Kreativität, ihr Verhältnis zu Tradition und Innovation, das Verhältnis von Vollendung und Prozessualität. Diese tangieren Rezeptionshaltungen sowie qualitative Veränderungen in Produktionsprozessen: Was von vielen stammt, oder was in ‚verstreuter Autorschaft‘ sich im Weiterschreiben oder in Adaptionen transformieren kann, was ein Vor- wie auch Nachgängiges ebenso wie ein Außen nicht mehr als vom eigentlichen ‚Werk‘ trennbar begreift, hat den ehemals engen Konnex von ‚Autor*in und Werk‘ nachhaltig ins Wanken gebracht. Doch auch eine künstlerische Arbeit, neuere Filmserien, ein literarischer Text oder das postdramatische Theaterereignis – sie alle beginnen irgendwo und enden irgendwann, jedoch in anderer Weise wie es bei klar abgrenzbaren Werken nachgezeichnet werden kann. Die Frage nach Anfang und Ende stellt sich zwar immer ganz konkret am Einzelnen, doch sind ein Anfang/ein Ende vor dem Hintergrund der Entgrenzung, Offenheit und Kollektivität nicht mehr per se als ‚ästhetischer Herrschaftsakt‘, der eine Grenze setzt, zu beschreiben.

In dieser Reihe lassen sich vielerlei Übergangszonen thematisieren, sowohl in Hinsicht auf ein gewandeltes Verständnis eines Künstler*in-Seins und eines künstlerischen Tuns, einer Verschiebung der Aufmerksamkeit von der Form zu den Inhalten, und vor allem auch in Hinsicht darauf, wie wir mit und durch die Künste ‚Welt‘ wahrnehmen, aber auch gestalten.

 

Bisherige Veranstaltungen

30. Januar 2020: Figurationen und Szenen des Beginnens: Themenfeld Musik mit Didi Neidhart (Autor, Musiker, DJ, Salzburg), Marco Döttlinger (Komponist, Salzburg), Marco Sala (Klarinettist, Salzburg)

12. Dezember 2019: Figurationen und Szenen des Beginnens: Themenfeld Literatur – Vortrag von Stephan Kammer (München): Anfangen im System. Finden, Ordnen, Formen, Merken, Reden in der Rhetorik, Lesung von Ann Cotten (Berlin/Wien): Der Schneeballeffekt: Too big to progress further

5. Dezember 2019: Figurationen und Szenen des Beginnens: Themenfeld Film – Vortrag von Julia Bee: Alltägliche Dramen des Anfangens: Das Intro als affektive Schwelle, Filmscreening von Franz Bergmüller: Film im Film/Eröffnungssequenzen

7. November 2019: Figurationen und Szenen des Beginnens: Themenfeld Bildende Kunst – Vortrag von Jürgen Stöhr (Konstanz): Von hier aus. Jedes Bild beginnt mit dem Wort ›hier‹. Aber wo ist dieses Hier?, Artist talk mit Beate Terfloth (Künstlerin, Salzburg) und Reinhard Ermen (Köln)

Vortragsreihe Wissenschaft und Kunst: Artes

Themenfeld 3: Übergänge zwischen Kunst und Leben
Konzept: Werner Michler, Thomas Assinger (FB Germanistik)

 

Die Reihe wird in einer lockeren Abfolge von kleineren Workshops und Gastvorträgen die Geschichte von Begriff und Praxeologie der artes (artes liberales, artes hermeticae/magicae, artes mechanicae) vom Mittelalter bis in die Neuzeit zu profilieren versuchen und fragen, wie sich die einst von den artes betreuten und figurierten Wissensfelder zu den ‚autonomen‘ Bereichen ‚Wissenschaft‘ und ‚Kunst‘ auseinanderentwickelt haben; das Erkenntnisinteresse ist dabei nicht nur historisch, sondern liegt in der Bilanzierung der Verluste dieses Prozesses, der für gewöhnlich als verantwortlich für die ‚Erfolgsgeschichte‘ der Neuzeit verstanden wird. Welche Disziplinen, Ideologien, Praxen, Weltanschauungen haben sich der nunmehr unbetreuten Themen, die als weder wissenschaftsfähig noch kunstförmig galten, angenommen? Und gibt es Chancen auf die Wiedergewinnung eines Begriffs von ‚Kunst‘, der zu einer Neuformierung von ‚Künsten‘ im engeren wie im weiteren Sinn führen könnte: ars vivendi/moriendi, Erziehungskunst und Heilkunst (anstelle einer sozialwissenschaftlichen oder psychologischen Pädagogik und einer naturwissenschaftlichen Medizin) u.a.m.

 

Lecture series: artes

In a loose sequence of smaller workshops and guest lectures, we attempt to profile the history of the concept and praxeology of the artes (artes liberales, artes hermeticae/magicae, artes mechanicae) from the Middle Ages to modern times. Subsequently, the focus is on the question of how the fields of knowledge once supervised by the artes have diverged into the ‘autonomous’ fields of ‘science’ and ‘art’. The epistemological interest is thus not only historical, but lies in accounting for the losses of this process, which is usually understood as responsible for the ’success story‘ of the modern era. What disciplines, ideologies, practices, worldviews have taken on those subjects that were considered neither capable of science nor art? Are there chances for the recovery of a concept of ‘art’ that could lead to a new formation of ‚arts‘ in the narrower as well as in the broader sense: ars vivendi/moriendi, art of education and art of healing (instead of a social-scientific or psychological pedagogy and a natural-scientific medicine), etc.?

 

Bisherige Veranstaltungen

20. April 2023: Ines Kleesattel (Basel/Zürich) und Pascale Schreibmüller (Zürich): Hexen mit Hammer. Oder: Der Malleus wird verkehrt und lernt fliegen

19. Jänner 2023: Leonardo Cazzadori (Padua): Science in Verse: The Art of Didactic Poetry in Antiquity

27. Mai 2021: Sergius Kodera (Wien): Sir Kenelm Digbys Sympath(et)isches Pulver. Ein Wundermittel des 17. Jh. zwischen literarischer Konstruktion, paracelsischer Medizin und frühmodernen effluvia-Theorien

28. Januar 2021: Robert Brennan (Sydney): Making Art Modern? Views from the Italian Renaissance, Responent: Wolf-Dietrich Löhr (Berlin)

Gesprächsreihe Literacies

Themenfeld 3: Übergänge zwischen Kunst und Leben
Konzept: Iris Laner, Werner Michler, Romana Sammern

 

In der Reihe werden u.a. transdisziplinäre Alternativen zu den pädagogischen Kompetenz-Diskursen diskutiert und wissenschaftliche und künstlerische Perspektiven im Kontext europäischer Bildungsdiskurse in Dialog gebracht.

Mit Hildegard Fraueneder (Abt. Bildnerische Erziehung, Universität Mozarteum, Figurationen des Übergangs, W&K), Ulrike Greiner (School of Eduation, Universität Salzburg), Iris Laner (Abt. Bildnerische Erziehung/SOMA, Universität Mozarteum), Werner Michler (Figurationen des Übergangs, W&K/FB Germanisik, Universität Salzburg), Markus Oppolzer (FB Anglistik, Universität Salzburg), Romana Sammern, Figurationen des Übergangs, W&K/Abt. Kunstgeschichte, Universität Salzburg), Birke Sturm (Abt. Bildnerische Erziehung, Universität Mozarteum)

 

Bisherige Veranstaltungen

3. April 2025: Marion Thuswald (Wien): Kunstpädagogik meets Sexualpädagogik

23. Mai 2024: Spekulationen über das Klima der Künste: Gespräch mit Kris Decker und Barbara Preisig

29. Juni 2023: Konstanze Schütze (Köln): Bildkomplexe und Digitalität. Visuelle Explorationen nach dem Internet

24. Jänner 2022: Literature Literacy

14. Dezember 2022: Training Scenes. Taking Science Studies to the Classroom mit Christoph Hoffmann (Luzern)

5. November 2021: Visual Literacy mit Matthias Bruhn (Karlsruhe) 

4. Oktober 2021: Begriffskritik

Vortragsreihe Physiologie

Themenfeld 3: Übergänge zwischen Kunst und Leben
Konzept: Romana Sammern

 

Die Veranstaltungsreihe Physiologie diskutiert Visualisierungen physiologischer Konstitutionen und ihre Rolle für die Genese, Transformation und Verbreitung von Wissen (medizinisches, naturkundliches, etc.) entlang von konkreten körperlichen Prozessen: Zeugen, Gebären, Altern, Sterben, Verdauen.

The series Physiology discusses visualisations of physiological constitutions and their role in the genesis, transformation and dissemination of knowledge (including artistic, medical, natural historic, technological) along concrete bodily processes: conceiving/fathering, giving birth/being born, ageing, dying, digesting.

 

Bisherige Veranstaltungen

18. April 2023: Teresa Präauer: „Kochen im falschen Jahrhundert“

24. März 2022: Irini Athanassakis (Paris): Milch (Ökonomien des Mutterleibs)

20. Jänner 2022: Erin Griffey (Auckland): Aging Skin and the‚Fountain of Youth‘ in Early Modern Europe

20. Mai 2021: Irene Calà (München/Berlin): Old Age in the Late Antiquity: Female Ageing between Physiology and Appearance

22. April 2021: Fabian Jonietz (München): ‚Cacatum (non) est pictum‘? Ernährung und Ausscheidung als Metapher kreativer Akte