Seit der Antike werden sowohl intellektuelle Tätigkeiten, als auch kreative Prozesse in der Dichtkunst oder Malerei als ein körperlicher Vorgang beschrieben: Rezeption erfolgt wie die Aufnahme einer Speise oder eines Getränks, ein Gegenstand oder Gedanke wird im Körper verarbeitet, und zuletzt in neuer, verarbeiteter Form wieder ausgeschieden. Da jedoch die kulturelle Bewertung von Digestionsprodukten traditionell negativ konnotiert ist, werden derartige metaphorische Vergleiche und Bilder seit der Frühen Neuzeit von satirischen Intentionen überwogen und sie finden vorwiegend als Mittel harscher Kritik Einsatz. Der Vortrag analysiert einerseits diese Dialektik, andererseits ordnet er die Ausscheidungsmetaphern mit Blick auf reale Praktiken der kreativen Tätigkeit ein.
Fabian Jonietz ist Vertretungsprofessor für die Bildkünste der Europäischen Frühen Neuzeit an der LMU München. Seit Anfang 2021 leitet er das DFG-finanzierte Forschungsprojekt „Tier-Memoria in der Vormoderne: Adaption, Reflexion und Entwicklung alteritärer Formen des Gedenkens“ am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. Zuvor war er über einen Zeitraum von neun Jahren wissenschaftlicher Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz (Max-Planck-Institut) in Florenz. Nach seiner Promotion an der LMU München (2012) lehrte Fabian Jonietz zudem Kunstgeschichte an den Universitäten Basel, Konstanz, Mainz sowie München und er nahm Fellowships u.a. am Collegium Carolinum und dem Forschungszentrum Gotha wahr. Der Schwerpunkt seiner Forschungen und Publikationen liegt auf den frühneuzeitlichen Bildkünsten und der Kunsttheorie der deutschsprachigen Länder und Italiens.
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Organisation, Konzeption: Romana Sammern
Bildnachweis: Aert van Waes, Der scheissende Maler, Radierung, 1645 (Amsterdam, Rijksmuseum ǀ Public Domain)