Lehre am Programmbereich Figurationen des Übergangs
Die Lehre am Programmbereich Figurationen des Übergangs ist eng mit Forschung und künstlerischer Praxis verknüpft: Tagungen, Workshops, Vorträge und Ausstellungsprojekte werden vielfach in die Lehre integriert. Die Studierenden sind dadurch in den Austausch zwischen Forschung und künstlerischer Praxis eingebunden. Lehre, Forschung und Vermittlung stehen in einem stetigen Wechselverhältnis.
Unser Programmbereich wird von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen von Universität Mozarteum und Universität Salzburg getragen, der sogenannten ‚Kerngruppe‘. Ihre Mitglieder stammen aus den bildenden und darstellenden Künsten sowie den Literatur-, Kultur- und Kunstwissenschaften. Sie organisieren am Programmbereich Veranstaltungen und führen Lehrveranstaltungen durch.
Im Rahmen des Studienangebots von Wissenschaft & Kunst gestalten wir gemeinsam mit den Programmbereichen Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion und (Inter)Mediation ein Lehrprogramm für Studierende der Universität Mozarteum und der Universität Salzburg. Wir vom Programmbereich Figurationen des Übergangs bieten darin insbesondere für das Basismodul Die Künste: Theorien und Diskurse sowie für die Studienergänzung Die Künste: Praxis und Vermittlung Lehrveranstaltungen an, die Teil des Studienschwerpunkts Kunst, Kultur und ihre Vermittlung sind.
Darüber hinaus organisieren wir am Programmbereich öffentliche Ringvorlesungen, die aktuelle wissenschaftliche und künstlerische Diskurse aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und vermitteln. Die Ringvorlesungen lassen sich je nach Hauptstudium als Wahlfächer oder Wahlpflichtfächer anrechnen.
LEHRVERANSTALTUNGEN
SOMMERSEMESTER 2023
Studienergänzung I: Die Künste: Praxis und Vermittlung / Modul 2: Vermittlung der Künste
VL 901.356 Pygmalion. Künstliche Körper und lebende Statuen in den Künsten
Manfred Kern, Romana Sammern
Seitdem Pygmalion die von ihm gemachte Statue durch sein Begehren mit göttlicher Hilfe verlebendigte, beschäftigen sich die Künste mit der Materialität des menschlichen Körpers zwischen Leben und Tod, Natürlichkeit und Künstlichkeit, Verlebendigung und Animismus. An Pygmalion und insbesondere an Galatea reflektieren sie sich in ihrem Kunststatus und in ihrem mimetischen Programm auch selbst. Pygmalions hypermimetisches Bild ist dabei vielleicht zugleich höchste Herausforderung wie schmählichste Kapitulation gegenüber der schärfsten Konkurrentin der Kunst, der Natur. Die Ringvorlesung verfolgt den Mythos, seine Tradierungen und seine Schichten der (Un-)Sinngebung von der Antike und bis in die Gegenwart. Ausgehend von der Meistererzählung Ovids und verwandter bildhafter Verwandlungen wie die von Narziss oder der Propoetiden geht es um künstlich hergestellte Statuen, die lebende Körper imitieren (die in der imaginativen Sphäre der Literatur oder Kunst selbst künstlich sind).
Im Rahmen der Ringvorlesung werden Vertreter*innen der verschiedensten kulturwissenschaftlichen Disziplinen diese Spannung von Nachahmung und Beseelung, Imagination und Materialität, Körper und Körperfiktion, nicht zuletzt aber auch die Genderfrage zwischen Schöpfung und Schöpfenden beleuchten.
Studienergänzung I: Die Künste: Praxis und Vermittlung / Modul 2: Künstlerische Prozesse in soziokulturellen Kontexten
Exkursion Florenz: 901.359 Kunst, Körper, Ökonomie
Romana Sammern, Fabian Jonietz
Thema der Lehrveranstaltung sind die komplexen Beziehungen zwischen den Künsten, dem menschlichen Körper und der Ökonomie, ihre Geschichte(n) und die Frage, wie sich diese in künstlerischen Artefakten manifestieren. Wir verfolgen diese Zusammenhänge in der Stadt Florenz und ihren Museen mit einem Schwerpunkt auf die Medici Sammlungen.
Die Exkursion findet gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Fabian Jonietz statt. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut in München, war viele Jahre am Kunsthistorischen-Institut in Florenz – Max-Planck-Institut tätig und promovierte zu Giorgio Vasaris Programm für den Palazzo Vecchio in Florenz (Das Buch zum Bild. Die „Stanze nuove“ im Palazzo Vecchio, Giorgio Vasaris „Ragionamenti“ und die Lesbarkeit der Kunst im Cinquecento, Deutscher Kunstverlag 2017).
Die Exkursion findet vom 28.-31. März 2023 in Florenz statt. An- und Abreise sind selbstständig zu organisieren. Eine günstige Unterkunft wird vorreserviert. Studienbeihilfeempfänger*innen können eine Rückerstattung der Exkursionskosten beantragen (80%).
Offene Fragen können jederzeit per Mail und bei den Vorbesprechungen am 26.1. und 2.3.2023 besprochen werden.
Studienergänzung I Die Künste: Praxis und Vermittlung / Modul 1: Praxis der Künste
SE 901.919 Dino, Dodo, Gegenwart – Aussterben in Kunst, Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation
Julia Grillmayr
Immer mehr Wissenschafter*innen sprechen davon, dass wir uns inmitten eines Sechsten Massenaussterbens befinden: Die biologische Artenvielfalt geht überall auf der Welt zurück. Diese Erkenntnis strahlt auch auf die Kunst, die Literatur, die Kulturwissenschaft und die Wissenschaftskommunikation aus.
In dem Seminar werden zeitgenössische Ansätze der interdisziplinären „Extinction Studies“ und des Science Writing gelesen sowie Kunstwerke rezipiert, die das Phänomen Aussterben aufgreifen. Es wird danach gefragt, wie Artensterben dargestellt und erzählt wird bzw. werden kann und sollte. Es wird beleuchtet wie hier Kunst, Wissenschaft und Aktivismus oft Hand in Hand gehen, um das abstrakte Konzept „ausgestorben“ greifbar zu machen – und wie wirksame und gleichzeitig hoffnungsstiftende Narrative gestaltet sein könnten.
Die Arbeitstitel der vier Workshop-Einheiten, in denen gelesen und diskutiert, aber auch selbst mit Text/Audio/Bild experimentiert wird, sind:
• Das Sechste Sterben. Fakten und Fiktionen um erdgeschichtliches und aktuelles Aussterben.
• Martha, die Wandertaube und andere Endlinge – warum es nicht genügt, von „den Letzten“ zu erzählen
• Die Welt ohne Menschen. Was hat das Anthropozän mit Aussterben zu tun?
• Genau zuhören, genau hinschauen. Was heißt situiertes und spezifisches Erzählen in Kunst, Literatur, Aktivismus, Wissenschaftskommunikation?
Julia Grillmayr ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Wissenschaftskommunikatorin in Wien und Linz. Ihre Forschungsinteressen sind spekulative (öko-)feministische Philosophie und Cyberpunk. Sie gestaltet die Radioreihe Superscience Me – Wissenschaft, Fiktion, Spekulation auf Radio Orange, macht Sendungen für Ö1 (Radiokolleg, Vom Leben der Natur) und podcastet für die Österreichische Akademie der Wissenschaften.
Die seit Wintersemester 2018/19 abgehaltenen Lehrveranstaltungen des Programmbereichs „Figurationen des Übergangs“ finden Sie im Archiv gelistet.
LEHRVERANSTALTUNGEN
WINTERSEMESTER 2022/23
Studienergänzung I: Die Künste: Praxis und Vermittlung / Modul 1: Praxis der Künste
UE 901.358 Milch und Honig: Konzeption und – Organisation der Ausstellung
Irini Athanassakis, Romana Sammern
Milch und Honig, sind ein Versprechen. Sie evozieren Fülle, Überfluss, Glück, auch das gelobte Land. Eine überwältigende Fruchtbarkeit und Gesundheit, eine unberührte und intakte Natur, auch milchproduzierende Mütter, Muttertiere, fleißige Bienen, blühende Wiesen und Wälder sind Voraussetzung dafür. Angesichts der nun wachsenden Unfruchtbarkeit, des Aussterbens von immer mehr Arten, der Zerstörung der Umwelt, der Notwenigkeit einer demografischen Zügelung des Homo Sapiens Sapiens, gilt es die nährenden Stoffe angesichts der wachsenden Unfruchtbarkeit zu befragen. Denn die demografische Wende und das Artensterben stellen einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel weg von Fülle und Fruchtbarkeit in Aussicht.
Die Lehrveranstaltung schließt an die gleichnamige UV aus dem Sommersemester 2022 an. In der Übung möchten wir die Ausstellung „Milch und Honig“ im enter: Raum für Kunst im KunstQuartier vorbereiten, kuratieren, organisieren und durchführen.
Ausgehend von konkreten Objekten, Praktiken, Mythen und Sagen zu Milch und Honig sowie Allegorien der Abundantia porträtiert und befragt diese Ausstellung Milch und Honig als existentielle nährende Substanzen an den Schnittstellen von Natur und Kultur, von Tieren, Pflanzen und Menschen. Ausstellungseröffnung am 18.10. um 17:00 Uhr im enter: Raum für Kunst im KunstQuartier
Irini Athanassakis ist Researcher in Artistic Residence bei W&K. Die Künstlerin und arbeitet rund um den Themenbereich der Bonds (Scheine von Gewicht) und Bindungen aller Art, gegenwärtig zu (Un-)Fruchtbarkeit. Zu ihren preisgekrönten Veröffentlichungen zählt MILK. Gabe, Lust und Verlust, Wien: Passagen Verlag 2018. Weitere Informationen: https://iriniathanassakis.eu
Studienergänzung I: Die Künste: Praxis und Vermittlung / Modul 1: Praxis der Künste
UE 901.357 Autorschaft in Literatur und Musik
Marco Döttlinger, Anna Estermann,
Mit „Autorschaft“ rückt in unserer Lehrveranstaltung eine künstlerische Kategorie in den Blick, die zu den schillerndsten und zu den umstrittensten zählt. Die Frage, welche Rolle der Autor/die Autorin für das Verständnis eines Werkes spielt, ist in den letzten Jahrzehnten umfassend diskutiert worden: Ältere Konzepte von Autorschaft sahen im schöpferischen Akt den genialisch-heroischen Ausdruck einer (tatsächlich meist männlichen) Autor-Figur – sowohl in der Literatur als auch in der Musik. Roland Barthes wiederum verkündete 1968 den „Tod des Autors“ und prägte mit diesem Diktum auf Jahrzehnte die Marginalisierung der Autorschafts-Kategorie. Um die Jahrtausendwende schließlich wurde die „Rückkehr des Autors“ ausgerufen und man versuchte, die Kategorie der Autorschaft zu rehabilitieren. Diese theoretischen Positionen nehmen wir zum Ausgangspunkt, um uns mit literarischen und musikalischen Praktiken von Autorschaft zu befassen. Im Vordergrund steht dabei nicht so sehr die abstrakte Frage „Was ist ein Autor?“ – so der Titel eines kanonischen Aufsatzes von Michel Foucault –, sondern konkret: Was tut ein/e Autor*in, wenn er/sie schreibt bzw. komponiert? Wie denken Autor*innen selbst über den Stellenwert von Autorschaft in ihrem künstlerischen Schaffensprozess nach? Wie beschreiben sie ihr künstlerisches Tun? Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden wir einen Workshop abhalten, zu dem wir Komponist*innen und Schriftsteller*innen einladen, um diese Probleme im gemeinsamen Gespräch zu diskutieren.
Die seit Wintersemester 2018/19 abgehaltenen Lehrveranstaltungen des Programmbereichs „Figurationen des Übergangs“ finden Sie im Archiv gelistet.