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5.4. Sweet Spot: Schwingende Systeme. Malte Giesen im Porträt

Instrumente als Lautsprecher/schwingendes System
Ausgehend von der physikalischen Realität eines Musikinstruments, bei der ein mechanisch schwingendes System durch verschiedene Arten von mechanischer Manipulation beeinflusst und gesteuert wird, habe ich bereits mehrere Erfahrungen damit gemacht, Instrumente nicht nur traditionell als Klangerzeuger, sondern auch als Resonatoren, in Verbindung mit speziellen Lautsprechern oder Transducern in hybride schwingende System zu verwandeln. So kann einerseits die Klangproduktion auf traditionelle Weise stattfinden, auf der anderen Seite können durch zugespielte elektronische Klänge gezielt Resonanzen und charakteristische Klangfärbungen erzeugt werden. Im Zusammenspiel können ganz neuartige und eigentümliche Mischungen entstehen. So können z.B. bei Blasinstrumenten durch Öffnung verschiedener Klappen, durch die Distanz zum Mundstück und sogar die Vokalgebung des Mundraums den Klang gezielt gefiltert und stark verfremdet werden, in den Streichern verstärkt der Korpus den Transducerklang im Tieffrequenzbereich und durch das Abdämpfen oder Mitschwingen lassen verschiedener Saiten ist auch hier eine Einfärbung und Veränderung des Klangs möglich. Da die klanglichen Varianten und Prozesse oft sehr subtil sind, lohnt sich die Fokussierung auf ein Solo-Instrument, welches Vielfältige mechanische Veränderungsmöglichkeiten bietet und an dem aufgrund der Bauart verschiedene Lautsprecher oder Transducer gut angebracht werden können. Ziel dieses Setups ist es, dass die Instrumente neben ihrer klassischen Klangproduktion gleichzeitig als Lautsprecher mit jeweils eigener akustischer Färbung dienen und sich so eine Verschmelzung elektronischer und akustischer Klänge ergibt, die einerseits die minimalistischen, simpel erzeugten elektronischen Klänge in eine konkrete Körperlichkeit überführt, und andererseits durch die starke Einfärbung der traditionell produzierten Klänge das „historische Sediment“ der beiden Instrumentalklangfarben herausgefiltert wird.

Malte Giesen studierte Komposition/Computermusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Marco Stroppa und Oliver Schneller, es folgten weitere Studien am CNSM Paris bei Gérard Pesson und bei Hanspeter Kyburz und elektroakustische Musik bei Wolfgang Heiniger an der HfM Berlin. Er unterrichtete an der HfM Karlsruhe, der HfM Berlin sowie der UdK Berlin. Seit Juni 2021 ist er Leiter des Studios für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste Berlin.
Er erhielt u.a. den 1. Preis des deutschen Musikwettbewerbs Komposition 2009, einen Preis des Meisterkurses Orchesterkomposition des SWR 2012, den Carl von Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg 2016, Neue Szenen III der Deutschen Oper Berlin und den 2. Preis des Stuttgarter Kompositionspreises 2017. Er erhielt Stipendien durch den Verein der Freunde der HfMDK Stuttgart, der Oscar und Vera Ritter-Stiftung, den Förderverein der HfM Berlin, den Musikfonds e.V., sowie das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin.
Zahlreiche Aufführungen im In- und Ausland, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem RSO Stuttgart, WDR Sinfonieorchester, Decoder Ensemble, oh-ton Ensemble, Sonar Quartett, Quatuor Diotima, Sonic.Art Saxophon-Quartett, Ensemble Ascolta, ensemble recherche, ensemble mosaik, ensemble adapter, l’instant donnée, Ensemble Kuraia, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Ardey Saxophon-Quartett, Namascae Lemanic Modern Ensemble, SUONO MOBILE global auf diversen Festivals, u.a. Donaueschinger Musiktage, ECLAT Stuttgart, Wien Modern, Klangwerkstatt Berlin, AchtBrücken Köln, Ars Nova Rottweil, blurred edges Hamburg und den Wittener Tagen für neue Kammermusik.

Die Reihe SWEET SPOT versteht sich als Forum klassischer und ganz neuer Produktionen Elektroakustischer Musik in Salzburg. Es werden Stücke des Genres gehört und miteinander diskutiert. Begleitet wird jedes Konzert mit einer kurzen Einführung und der Möglichkeit, sich im Anschluss über das Gehörte auszutauschen.

Idee, Technik und Moderation der Reihe:

  • Alexander Bauer (Komponist, Organist | SEM Studio für Elektronische Musik, Universität Mozarteum Salzburg)
  • Achim Bornhöft (Komponist, Leiter Institut für Neue Musik | Universität Mozarteum Salzburg)
  • Marco Döttlinger (Komponist | Institut für Neue Musik, Universität Mozarteum Salzburg)
  • Martin Losert (Saxophonist, Instrumentalpädagoge, Leiter Department Musikpädagogik, Leiter PB (Inter)Mediation | Universität Mozarteum Salzburg)


Eine Zusammenarbeit von (Inter)Mediation mit dem Studio für Elektronische Musik, dem Institut für Neue Musik der Universität Mozarteum Salzburg und dem Toihaus Theater Salzburg