Dass auch Klio dichtet, ist in den Kulturwissenschaften bekannt. Aber sind dann auch Geschichten wissenschaftlich? Und wie kommt Vergangenes auf die Bühne? Welche Formen kann Geschichte annehmen? Wo beginnt Geschichtsschreibung, wo die Fiktion? Ist jede Erzählung – auch die der Geschichte – immer ein Stück weit fiktional? Im Gespräch mit der Regisseurin Christine Eder und dem Historiker Thomas Etzemüller gehen wir der Frage nach, warum „die Realität fast schon der Roman“ ist und wie das Theater die österreichische Demokratie verteidigt.
Christine Eder ist Regisseurin preisgekrönter Theaterstücke mit Inszenierungen auf nationalen und internationalen Bühnen. In diesen nimmt sie sich politischer Themen an und aktualisiert deren historische Dimension. So schreibt etwa die Proletenpassion 2015 ff. die „Geschichte von unten“ weiter. In Verteidigung der Demokratie (Volkstheater Wien, 2018) stellt Eder die historische Figur Hans Kelsen in den Mittelpunkt eines Theaterabends.
Thomas Etzemüller ist Professor für Europäische Geschichte des 19./20. Jahrhunderts an der Universität Oldenburg. Neben umfassender wissenschaftlicher Publikationstätigkeit veröffentlichte er 2021 eine „Doku-Fiktion“ über die erfundene Figur des Rassenanthropologen „Henning von Rittersdorf“. Mit dessen fiktiven Memoiren „dokumentiert“ Etzemüller Erinnerungen einer Person, die es nicht gab, aber hätte geben können.
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Konzeption, Moderation: Marlene Horejs
Bildnachweis: Klio, 2. Jh. v. Chr., Vatikanische Museen, Rom. Foto: Marie-Lan Nguyen (2006), via Wikimedia Commons; Bearbeitung: Marlene Horejs