Dachverband Salzburger Kulturstätten

Resilienz allein reicht nicht aus

In der Persönlichkeitspsychologie sind resiliente Personen jene, die unbeschadet durch schwierige Situationen gehen und frei nach Viktor Frankl „trotzdem ja zum Leben sagen“. Für Kulturinstitutionen impliziert so ein optimistischer Ansatz in der Corona-Krise: Erhöhter Arbeitsaufwand durch Umplanen, Neudenken, Neueinreichen für eine nicht terminisierte Kulturöffnung. Aber reicht das wirklich aus? Müssten wir nicht gesamtgesellschaftlich ‚umdenken‘? Das Ende des (Kultur‑)Lockdowns steht jedenfalls weiterhin in den Sternen.

Wir blicken nun auf ein ganzes Jahr Restriktionen oder Veranstaltungsverbot. Dass derzeit vorerst nur Museen ihren Betrieb aufnehmen konnten, wo Covid-Sicherheitskonzepte im Kulturbereich in den Sommer-Öffnungsmonaten höchste Infektionssicherheit boten, ist als Interessenvertretung von Kulturstätten nur wenig nachvollziehbar. Nachvollziehbarer sind grassierende Unsicherheit, persönliche Schicksale und nicht zuletzt, der besorgte Blick auf die größeren Probleme, die durch die alleinige Bewältigung der Corona-Krise nicht aus der Welt zu schaffen sind: Klima- oder Flüchtlingskrise, um nur zwei Beispiele zu erwähnen.

Wenn der Resilienzbegriff für den freien autonomen Kunst- und Kulturbetrieb in diesen Tagen gelten kann, dann ist die Übersetzung des lateinischen Verbes, das als resilire auch ‚zusammenschrumpfen‘ meint, wohl treffsicherer – im Hinblick darauf nämlich, dass Kunst und Kultur derzeit fast ausschließlich online zu konsumieren ist.

Natürlich können wir Konzerte, Theater, diskursive Talks etc. streamen, natürlich können Medienkünstler*innen wunderbare Rooms im Internet gestalten, in denen alle Welt sich austauschen, mitdenken, Solidarität bekunden kann, aber eines fehlt eklatant: Kunst als kathartisches Element, das durch kollektiven KUNSTgenuss Gesellschaft reflektiert und Anstöße zur individuellen und kollektiven Weiterentwicklung gibt. Kunst also, die im gemeinschaftlichen Erleben Empathie erzeugt, die persönlich und körperlich berührt und gesellschaftspolitisch aktiviert.

Als die österreichische Bundesregierung im Februar die bevorstehende Öffnung der Schanigärten mit 27. März beschloss und den Kulturbetrieb weiterhin vertröstete, forderte die IG Kultur in einem offenen Protestbrief einen Kulturgipfel.[1] Als Antwort aus dem Staatssekretariat für Kunst und Kultur kam prompt ein 20 Millionen schweres ‚Neustart-Paket‘[2] für Digitalisierung, Publikumsbindung sowie Sonderzahlungen für freischaffende Künstler*innen. Die finanzielle Unterstützung von Kunst und Kultur ist – nicht nur in der Krise – äußerst begrüßenswert.

Wünschenswerter aber wäre der Austausch auf Augenhöhe, denn Kunst und Kultur könnten wesentlich zur Verarbeitung jeglicher Krise beitragen und die Gesellschaft als Gesamtes dabei unterstützen.


 

Anmerkungen:

[1] Offener Protestbrief: Kultur braucht Perspektive. | IG Kultur

[2] „Neustart-Paket“ für Kultur mit 20 Mio. Euro – news.ORF.at

 

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Der Dachverband Salzburger Kulturstätten vertritt die Interessen von derzeit 75 Kunst- und Kultur-Institutionen und Vereinen in Stadt und Land Salzburg. Während der Corona-Pandemie standen vor allem Beratungsgespräche über geltende Maßnahmen im Vordergrund. Im Hintergrund agierte die Interessenvertretung in enger Kooperation mit der IG Kultur Österreich, um Themen wie Fair Pay oder Digitalisierung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Derzeit läuft die Kampagne Ohne Kunst & Kultur wird´s still. Die Kampagne wurde von Maria Paz Caraccioli Gutierrez in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Patricio Handl und Loop e.V. in Lübeck ins Leben gerufen und vom Dachverband Salzburger Kulturstätten in Kooperation mit FS1 Community TV Salzburg für Stadt und Land Salzburg weitergeführt.

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