Forschung am PB Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion

Die Forschung am Programmbereich erfolgt in drei Säulen:

Gemeinsamer Bezugspunkt dieser Säulen ist die Auseinandersetzung mit künstlerischen, kulturellen und medialen Praktiken, die – ausgehend von den Alltagserfahrungen und Alltagswelten der Menschen – auf gesellschaftliche Themen Bezug nehmen, diese bearbeiten und reflektieren. Besonders wichtig sind dabei Mitgestaltung und Teilhabe sowie das Eröffnen von experimentellen Räumen, in denen im Zusammenwirken von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft neue Formen der Wissensproduktion entstehen können. Zentral ist auch ein inter- und transdisziplinäres sowie prozessorientiertes Arbeiten in Teams.

Als produktiver Ausgangspunkt unserer Arbeit hat sich ein offenes Kulturverständnis erwiesen, das sich im Sinne der Cultural Studies der Hoch-/Subkultur-Unterscheidung entzieht und Kultur als verhandelbaren Prozess – und damit als prinzipiell offen – ansieht. Aus diesem Verständnis heraus stellt der Programmbereich die grundsätzliche Frage nach den Möglichkeiten und Herausforderungen, gesellschaftliche Teilhabe einzufordern und mittels kultureller Produktion und künstlerischer Strategien Veränderungsprozesse mitzugestalten. Diese Frage mündet in einer kritischen Aufmerksamkeit für Konstellationen von In-/Exklusion, von Intersektionalität und sozialen Ungleichheiten. Damit rücken Praktiken in unseren Fokus, die die Schaffung von demokratischen Öffentlichkeiten und von anderen, neuen Möglichkeitsräumen mit Fokus auf zivilgesellschaftliche Teilhabe anstreben.

Analog dazu gilt es auch den privilegierten Status der Wissenschaft gegenüber anderen Formen der Wissensproduktion zu überprüfen und eine Neuverhandlung von verschiedenen Formen der Wissensproduktion und -vermittlung anzustoßen. Dies wirft eine Reihe methodischer und konzeptioneller Frage auf: Wie können künstlerische und kulturelle Produktionen, „citizens“ und Forschungsprojekte in einen produktiven Dialog eintreten? Welche herkömmlichen Trennungen, Wertesysteme und Rollenzuschreibungen gilt es in Bewegung zu versetzen? Und wie können verschiedene Wissensformen und Wissensproduktionen sich gegenseitig austauschen und befruchten?

In dem künstlerisch-forschenden Labor „Wandeln“ arbeitet das Team des Programmbereichs transdisziplinär zusammen, wobei die Verbindung von Theorie und Praxis sowie eine Orientierung an gesellschaftlichen Lebenswelten im Zentrum stehen. In einem laufenden Prozess wird das Labor als Raum für die Entwicklung von Ideen und das Experimentieren mit neuen Formen der Wissensproduktion gestaltet sowie in Zusammenarbeit mit Studierenden und außeruniversitären Kooperationspartner*innen reflektiert und weiterentwickelt. Ziel ist dabei auch, Wissensformen und Arten des Transfers zu generieren, die über die Hochschulen hinauswirken können.

Das Projekt “Kulturelle Teilhabe in Salzburg” (2017-2021, gefördert vom Land Salzburg) erforschte Grundlagen, Möglichkeiten, Herausforderungen und Strategien kultureller Teilhabe in Stadt und Land Salzburg sowie darüber hinausgehend allgemeine Entwicklungen in dem Feld. Was bedeutet es, teilzuhaben an Kultur und Gesellschaft? Wie lässt sich breite Teilhabe verwirklichen? Wie sieht künstlerische, kulturelle und zivilgesellschaftliche Teilhabe in Stadt und Land Salzburg aus? Welche Möglichkeiten gibt es, durch kulturelle Teilhabe neue Denk- und Erfahrungsräume zu erschließen? Ausgehend von diesen Fragen wurden zentrale Themenfelder – wie zeitgenössische Kunst, regionale Kulturarbeit, digitale Räume, Diversität etc. – im Kontext kultureller Teilhabe beleuchtet. Eine Reihe von Interviews mit Expertinnen und Experten aus Kunst und Kultur bildeten dabei wichtige Bezugspunkte.

Im Projekt “Räume kultureller Demokratie” (gefördert vom Land Salzburg) werden experimentelle Vermittlungsräume am Beispiel von Klimawandel und Nachhaltigkeit entwickelt. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen aus Zivilgesellschaft, Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft fragen wir danach, wie wir unter den aktuellen Vorzeichen des Klimawandels die Zukunft gestalten wollen und was es dazu im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung braucht. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie durch die Herstellung von experimentellen Vermittlungsräumen aktive Mitwirkung, Mitgestaltung und kulturelle Teilhabe im Sinne einer kulturellen Demokratie möglich sind.

Sonja Prlić arbeitet außerdem am Projekt „schnitt # stellen“, das sich am MediaLab des Mozarteum der interdisziplinären Forschung zu Synergiepotenzialen der medienkulturellen Lebenswelten von SchülerInnen einer städtischen NMS und dem Feld der zeitgenössischen Medienkunst widmet.