Intervention


Zelle

Link: http://www.gwiggner.com/werke/zelle/index.htm

Entwickelt und durchgeführt von: Bernhard Gwiggner

Mit: Jugendlichen Häftlingen der Justizvollzugsanstalt Laufen und Schüler*innen des Christian-Doppler Gymnasiums

Wann: Sommer 2014

Wo: Kajetanerplatz - Salzburg

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Der Künstler Bernhard Gwiggner realisierte am zentral gelegenen Kajetanerplatz eine rosafarbene ZELLE als temporäre Intervention im urbanen Raum. Gwiggner griff hierbei die Thematik der nahegelegenen Justizvollzugsanstalt auf und rekonstruierte mittels Dämmmaterial eine historische Gefängniszelle in Originalgröße. Diese wurde somit aus dem abgeschlossenen, unsichtbaren Raum in die Öffentlichkeit versetzt und sollte für alle Passant*innen unübersehbar zum Nachdenken über gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen anregen. Themen wie Gesetzesbruch, Freiheitsentzug und die Konsequenz der Haft "hinter Gittern", die Grenzen von Freiheit und mögliche Sanktionierungsformen sollten in einem breiten Rahmen durch partizipative Aktionen diskutiert werden. Eingebunden in das Projekt waren jugendliche Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Laufen, die persönliche Texte verfassten, auf welche wiederum Schüler*innen des Christian-Doppler Gymnasiums mit eigenen Texten antworteten. Diese so entstandene "Korrespondenz" fand sich in Form von Fragmenten auf den Wänden der rosafarbenen ZELLE wider. Diese Textfragmente konnten wiederum von Passant*innen ergänzt und kommentiert werden, wodurch eine Art Dialog - ein Kommunikationsraum - geschaffen wurde.

The Unknown

Link: http://www.nicoleweniger.com/projektseite_unknown.html

Entwickelt und durchgeführt von: Nicole Weniger

Wann: 2014/15

Wo: Verschiedene Landschaften, etwa in Österreich, Nordirland oder Südafrika

Beschreibung der Intervention/des Projekts:

Die Arbeit der Künstlerin Nicole Weniger beschäftigt sich mit den Themen Anwesenheit / Abwesenheit, Orientierungslosigkeit und Suche. Obwohl meist nicht identifizierbar, steht der Mensch im Zentrum.

Nicole Wenigers Fotoserie The Unknown ist vor der Flüchtlingswelle entstanden, durch diese aber mit zusätzlicher Bedeutung aufgeladen worden: In Rettungsfolie gepackte Figuren an einem einsamen, unwirtlichen Meeresstrand vermitteln in fast surrealistischer Weise eine Ankunft in der Schwebe zwischen Unsicherheit und Suche. - derstandard.at/2000028350495/Roter-Faden-Unter-die-zweite-HautDieDie   dfsdNicole Wenigers Fotoserie The Unknown ist vor der Flüchtlingswelle entstanden, durch diese aber mit zusätzlicher Bedeutung aufgeladen worden: In Rettungsfolie gepackte Figuren an einem einsamen, unwirtlichen Meeresstrand vermitteln in fast surrealistischer Weise eine Ankunft in der Schwebe zwischen Unsicherheit und Suche. - derstandard.at/2000028350495/Roter-Faden-Unter-die-zweite-HautWeniger hüllte bei diesem Projekt die Teilnehmer*innen in aus goldenen Rettungsfolien genähte Burkas. Die Personen unter den Gewändern wandern durch einsame Gegenden, unwegsames Gebirge und über karge Küstenstreifen. Diese nicht identifizierbare Gruppe versucht sich in der Landschaft zu orientieren. In der daraus entwickelten Fotoserie "The Unknown" wird der Bezug zwischen Mensch und Landschaft inszeniert dargestellt. Die Personen vermitteln einen Moment des Ankommens, eine Ankunft die sich zwischen Unsicherheit und Suche bewegt. Das Projekt wurde hinsichtlich der Ankunft der vielen Geflüchteten in Europa zusätzlich mit Bedeutung aufgeladen.

IBK Dys U topia

Link: https://ibkdysutopia.com/

Entwickelt und durchgeführt von: Maria Walcher / Wolfgang Nöckler / Katharina Schwärzer

Mit: Jungen Kunstschaffenden in Innsbruck: Nina Rippl / Daniela Gugler / Katharina Jungmann

/ Jakob Schuierer / Li Fu

Wann: Dreiteiliger Workshop im Sommer 2014

Wo: Stadtraum Innsbruck

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Im Rahmen von „IBK Dys U Topia“ wurden mit jungen Kreativen neue künstlerische Strategien

erprobt, um den Stadtraum Innsbruck kritisch zu hinterfragen, für sich zu beanspruchen und die Sicht der jungen BewohnerInnen auf die Stadt durch künstlerische Interventionen an die Öffentlichkeit zu bringen. In einem intensiven dreiteiligen Workshop wurde mit künstlerisch aktiven jungen Leuten der öffentliche Raum als künstlerischer Schaffensraum erforscht. Ausgehend vom Thema Utopia/Dystopia setzten sich die TeilnehmerInnen mit der Stadt Innsbruck auseinander und entwickelten eigene Arbeiten im öffentlichen Raum.

mapping.postkolonial.net

Link: http://mapping.postkolonial.net/

Entwickelt und durchgeführt von: mapping.postkolonial.net ist eine Kooperation von [muc] münchen postkolonial, dem Labor k3000 und dem Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.. Verantwortlich für Recherche, Konzeption, Redaktion, Gestaltung und Programmierung ist ein interdisziplinäres Team mit Kompetenzen in den Bereichen Ethnologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Kunst und Webprogrammierung.

Team: Eva Bahl / Simon Goeke / Zara Pfeiffer / Peter Spillmann / Michael Vögeli / Philip Zölls

Wann: Ongoing

Wo: Stadtraum München

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Das post/koloniale Kartierungsprojekt „mapping.postkolonial.net“ ist ein Teilprojekt der Münchner Initiative „[muc] münchen postkolonial“. Die Initiative betreibt zum einen eine Homepage, die der historischen und gegenwärtigen Präsenz post/kolonialer Realitäten Sichtbarkeit verleiht, indem dort Publikationen, Veranstaltungsankündigungen und weitere Informationen veröffentlicht werden, die sich mit post/kolonialen Realitäten auseinandersetzen. Zum anderen initiiert und realisiert „[muc] münchen postkolonial“ eigene Projekte, um die vermeintlich banale Alltäglichkeit kolonialistischer Weltbilder und post/kolonialer Verhältnisse zu verdeutlichen und folglich reflektier- und verhandelbar zu machen. Es geht darum, die Präsenz der kolonialen Vergangenheit im Stadtraum München zu verdeutlichen, indem die

Spuren des Kolonialismus sicht- und verhandelbar gemacht werden, die sich nach wie vor durch den gesamten Stadtraum ziehen. Gerade weil München auf den ersten Blick keine herausragende Rolle zu Zeiten des Kolonialismus gespielt hat, im Vergleich beispielsweise zur Hafenstadt Hamburg, ist die post/koloniale Spurensuche, auf die man sich durch das Projekt „mapping.postkolonial.net“ begeben kann, so prägnant. Denn es ist in der Lage zu vermitteln, dass Kolonialismus kein abgeschlossenes Kapitel der europäischen - und auch deutschen - Vergangenheit darstellt, sondern kolonialistische Weltbilder und post/koloniale Verhältnisse immer noch den öffentlichen Raum prägen.

Rückgabe/restitution

Link: http://www.martinkrenn.net/rueckgabe/

http://www.martinkrenn.net/?page_id=642

Entwickelt und durchgeführt von: Martin Krenn und Wolfram P. Kastner

Mit: Maria Barthel, Tanja Boukal, Simone M. Paischer, Ian Pedigo, Martin Pi, Horst Reichard

Wann: Im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg in der Galerie 5020; Ausstellung vom 21. August – 1. September

Wo: Ausstellung in der Galerie 5020; öffentliche Interventionen an verschiedenen Orten der Stadt Salzburg (Sicherstellung von enteigneten Gebäuden und Theodor Herzl-Gedenktafel)

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Das Projekt von Wolfram P. Kastner und Martin Krenn war sehr umfassend und versuchte auf mehreren Ebenen auf den verschleppten Skandal der bislang in vielen Fällen nicht erfolgten Restitution von während des NS-Regimes enteigneten Besitzes aufmerksam zu machen. Hierbei beschränkte sich das Projekt nicht auf die Ausstellung in der Galerie 5020, in der Dokumente gezeigt wurden, die die verweigerte Rückgabe enteigneter Güter belegen. Vielmehr versuchten die TeilnehmerInnen diesen Skandal für alle sichtbar zu machen und in Form der Anbringung von Sicherstellungsplaketten an bislang nicht restituierten Gütern

in die Öffentlichkeit zu tragen. Das Ausmaß der Enteignung und die Versäumnisse nach 1945 wurden so unübersehbar verdeutlicht. Auslöser eines Gerichtsverfahrens wegen Sachbeschädigung waren jedoch nicht diese Plaketten, sondern eine weitere künstlerische Intervention im Rahmen dieses Projekts. So war auf der Salzburger Gedenktafel für Theodor Herzl folgendes zu lesen: „In Salzburg brachte ich einige der glücklichsten Stunden meines Lebens zu.“ Der folgende entscheidende Nachsatz wurde jedoch nicht berücksichtigt: „Ich wäre

auch gerne in dieser schönen Stadt geblieben, aber als Jude wäre ich nie zur Stellung eines Richters befördert worden.“ Die bewusst gekürzte Version der Darstellung Salzburgs durch Herzl offenbart die Instrumentalisierung berühmter Persönlichkeiten für touristische u.a. Zwecke. Dieses Beispiel zeigt, dass Gedenktafeln, Ehrendenkmäler, Straßen- und Platzbezeichnungen etc. einer genauen Überprüfung bedürfen, um eben eine solche Instrumentalisierung oder in anderen Fällen auch Vertuschung der nationalsozialistischen Vergangenheit der Geehrten zu verhindern. Der Umgang der Stadt Salzburg mit dieser künstlerischen Intervention ist bezeichnend für das Thema des ganzen Projekts: So verschwand die ergänzte Passage wieder, das Strafverfahren (gegen Kastner und Krenn) wurde eingeleitet. Das Beispiel Theodor Herzls zeigt klar die Verantwortung bzw. auch

die Bedeutung künstlerischer Interventionen auf. Vielfach sind es diese Interventionen, die unübersehbar auf unangenehme Themen verweisen und dazu beitragen, dass auch Kapitel der Geschichte der Stadt Salzburg kritisch beleuchtet werden, die gerne verdrängt würden.