Geschichtsrepräsentation


mapping.postkolonial.net

Link: http://mapping.postkolonial.net/

Entwickelt und durchgeführt von: mapping.postkolonial.net ist eine Kooperation von [muc] münchen postkolonial, dem Labor k3000 und dem Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.. Verantwortlich für Recherche, Konzeption, Redaktion, Gestaltung und Programmierung ist ein interdisziplinäres Team mit Kompetenzen in den Bereichen Ethnologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Kunst und Webprogrammierung.

Team: Eva Bahl / Simon Goeke / Zara Pfeiffer / Peter Spillmann / Michael Vögeli / Philip Zölls

Wann: Ongoing

Wo: Stadtraum München

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Das post/koloniale Kartierungsprojekt „mapping.postkolonial.net“ ist ein Teilprojekt der Münchner Initiative „[muc] münchen postkolonial“. Die Initiative betreibt zum einen eine Homepage, die der historischen und gegenwärtigen Präsenz post/kolonialer Realitäten Sichtbarkeit verleiht, indem dort Publikationen, Veranstaltungsankündigungen und weitere Informationen veröffentlicht werden, die sich mit post/kolonialen Realitäten auseinandersetzen. Zum anderen initiiert und realisiert „[muc] münchen postkolonial“ eigene Projekte, um die vermeintlich banale Alltäglichkeit kolonialistischer Weltbilder und post/kolonialer Verhältnisse zu verdeutlichen und folglich reflektier- und verhandelbar zu machen. Es geht darum, die Präsenz der kolonialen Vergangenheit im Stadtraum München zu verdeutlichen, indem die

Spuren des Kolonialismus sicht- und verhandelbar gemacht werden, die sich nach wie vor durch den gesamten Stadtraum ziehen. Gerade weil München auf den ersten Blick keine herausragende Rolle zu Zeiten des Kolonialismus gespielt hat, im Vergleich beispielsweise zur Hafenstadt Hamburg, ist die post/koloniale Spurensuche, auf die man sich durch das Projekt „mapping.postkolonial.net“ begeben kann, so prägnant. Denn es ist in der Lage zu vermitteln, dass Kolonialismus kein abgeschlossenes Kapitel der europäischen - und auch deutschen - Vergangenheit darstellt, sondern kolonialistische Weltbilder und post/koloniale Verhältnisse immer noch den öffentlichen Raum prägen.

RebellInnen!

Link: http://www.trafo-k.at/projekte/rebellInnen/

Entwickelt und durchgeführt von: Kooperation von trafo.K mit folgenden Linzer Initiativen: Gewerkschaftsjugend Oberösterreich, Pädagogische Hochschule der Diözese Linz, Kunstuniversität Linz und Radio FRO;

Projektleitung: Renate Höllwart

Projektteam: Charlotte Martinz-Turek / Elke Smodics / Nora Sternfeld

Mit: Beteiligung zahlreicher Künstler*innen, Wissenschaftler*innen & weiterer engagierter Bürger*innen an den einzelnen Fahrten des Projektes;

Wann: 2009

Wo: Stadtraum Linz

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Im Rahmen des Projektes "RebellInnen", das im Zuge der Vergabe der Kulturhauptstadt Europas an Linz im Jahr 2009 stattfand, gingen die Teilnehmer*innen der Frage nach, wann welche politischen Forderungen auf den Straßen der Stadt laut gemacht wurden und wie sich diese in den Stadtraum eingeschrieben haben. Die Bustouren "Von einem Kampf zum Anderen", "Kämpfen, sticken und Rosen" und "Papiere, Arbeit, Aufenthalte" begaben sich auf die Spurensuche nach Geschichte und Gegenwart sozialer Kämpfe in der Stadt. Die Fahrten erinnerten so an die lange Geschichte von Demonstrationen, Streiks und sogar Rebellionen. Songs, Gedenktafeln und weitere Formen der medialen Repräsentation waren Bestandteil der Erkundungsfahrten. Die Fahrt "Kämpfen, sticken und Rosen" thematisierte den Arbeitsalltag der Frauen und die Geschichte der Textilarbeit. Ausgangspunkt der Tour bildeten die vielen unsichtbaren feministischen Arbeitsfelder in der Geschichte der Textilindustrie, feministische Kampfgeschichten und alternative Produktionsformen wurden sichtbar gemacht.

Rückgabe/restitution

Link: http://www.martinkrenn.net/rueckgabe/

http://www.martinkrenn.net/?page_id=642

Entwickelt und durchgeführt von: Martin Krenn und Wolfram P. Kastner

Mit: Maria Barthel, Tanja Boukal, Simone M. Paischer, Ian Pedigo, Martin Pi, Horst Reichard

Wann: Im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg in der Galerie 5020; Ausstellung vom 21. August – 1. September

Wo: Ausstellung in der Galerie 5020; öffentliche Interventionen an verschiedenen Orten der Stadt Salzburg (Sicherstellung von enteigneten Gebäuden und Theodor Herzl-Gedenktafel)

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Das Projekt von Wolfram P. Kastner und Martin Krenn war sehr umfassend und versuchte auf mehreren Ebenen auf den verschleppten Skandal der bislang in vielen Fällen nicht erfolgten Restitution von während des NS-Regimes enteigneten Besitzes aufmerksam zu machen. Hierbei beschränkte sich das Projekt nicht auf die Ausstellung in der Galerie 5020, in der Dokumente gezeigt wurden, die die verweigerte Rückgabe enteigneter Güter belegen. Vielmehr versuchten die TeilnehmerInnen diesen Skandal für alle sichtbar zu machen und in Form der Anbringung von Sicherstellungsplaketten an bislang nicht restituierten Gütern

in die Öffentlichkeit zu tragen. Das Ausmaß der Enteignung und die Versäumnisse nach 1945 wurden so unübersehbar verdeutlicht. Auslöser eines Gerichtsverfahrens wegen Sachbeschädigung waren jedoch nicht diese Plaketten, sondern eine weitere künstlerische Intervention im Rahmen dieses Projekts. So war auf der Salzburger Gedenktafel für Theodor Herzl folgendes zu lesen: „In Salzburg brachte ich einige der glücklichsten Stunden meines Lebens zu.“ Der folgende entscheidende Nachsatz wurde jedoch nicht berücksichtigt: „Ich wäre

auch gerne in dieser schönen Stadt geblieben, aber als Jude wäre ich nie zur Stellung eines Richters befördert worden.“ Die bewusst gekürzte Version der Darstellung Salzburgs durch Herzl offenbart die Instrumentalisierung berühmter Persönlichkeiten für touristische u.a. Zwecke. Dieses Beispiel zeigt, dass Gedenktafeln, Ehrendenkmäler, Straßen- und Platzbezeichnungen etc. einer genauen Überprüfung bedürfen, um eben eine solche Instrumentalisierung oder in anderen Fällen auch Vertuschung der nationalsozialistischen Vergangenheit der Geehrten zu verhindern. Der Umgang der Stadt Salzburg mit dieser künstlerischen Intervention ist bezeichnend für das Thema des ganzen Projekts: So verschwand die ergänzte Passage wieder, das Strafverfahren (gegen Kastner und Krenn) wurde eingeleitet. Das Beispiel Theodor Herzls zeigt klar die Verantwortung bzw. auch

die Bedeutung künstlerischer Interventionen auf. Vielfach sind es diese Interventionen, die unübersehbar auf unangenehme Themen verweisen und dazu beitragen, dass auch Kapitel der Geschichte der Stadt Salzburg kritisch beleuchtet werden, die gerne verdrängt würden.

erinnerungsraum ohne gedächtnis

Link: http://www.vinzenz-fengler.de/performances/99-erinnerungsraum-ohne-gedaechtnis-memory-space-without-memory-performance-art-intervention-in-public-space-2013

https://www.youtube.com/watch?v=W3qddZlG4xY

Entwickelt von: Vinzenz Fengler

PerformerInnen: Nadia Lafi, Ana Mena, Elisa Hilse, Jennifer Speier, Marc-Henri Ahoua, Vinzenz Fengler

Wann:

18.05.2013; Dauer: ca. 50 Minuten

Wo: Alexanderplatz - Berlin

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Thematisiert wurde die Vergänglichkeit des „öffentlichen Erinnerns“. Ausgangspunkt hierfür war der Fall eines jungen Mannes, der von Jugendlichen zu Tode geprügelt wurde, sowie der darauf einsetzende Medienhype um diesen tragischen Fall. Vinzenz Fengler versuchte in seinem Projekt jedoch nicht nur die medial diskutierte und präsente Gewalt zu thematisieren, sondern er wies auch auf jene Opfer hin, die nicht Teil des „öffentlichen Gedenkens“ werden.

Dieses öffentliche Gedenken und Erinnern ist in der Regel nur von kurzer Dauer, Erinnerung ist flüchtig und oftmals verfälscht. Orte der Gewalt sind daher vielfach „Erinnerungsräume ohne Gedächtnis“. Die künstlerische Intervention im öffentlichen Raum beschränkte sich aufgrund dieser Flüchtigkeit und zeitlichen Begrenztheit auf eine ca. einstündige Performance. Auch die gewählten Mittel - die mit bunter Kreide nachgezeichneten Konturen der ProjektteilnehmerInnen - sind vergänglich. Zwar erinnerten diese Konturen am Alexanderplatz an den Schauplatz vielfacher Gewaltverbrechen, jedoch nur bis zum nächsten Regen. Danach erinnerte nichts mehr an die Performance, ebenso wenig wie an die Opfer von Gewalt.

Die spur der bücher: münchen liest - aus verbrannten büchern

Link: http://www.ikufo.de/pages/aktiion/aktion_buecherverbrennung_2010.htm

https://www.muenchen.tv/mediathek/video/gedenken-an-buecherverbrennung/

Entwickelt und durchgeführt von: Wolfgang P. Kastner

Mit: AutorInnen, SchülerInnen, SchauspielerInnen und StudentInnen, PolitikerInnen und engagierten BürgerInnen als aktiven TeilnehmerInnen an der Lesung „München liest – aus

verbrannten Büchern“

Wann: 10. Mai – seit 1995 alljährlich

Wo: Königsplatz – München; in Folge auch in anderen Städten (beispielsweise auch Salzburg)

Beschreibung der Intervention/des Projektes:

Der deutsche Künstler Wolfgang P. Kastner thematisiert in seinem Projekt „Die Spur der Bücher“ die öffentliche Erinnerungskultur im Bezug auf die Bücherverbrennungen 1933. Ausgangspunkt seines Projekts ist die Stadt München, wo zwar eine besonders groß inszenierte Verbrennung stattfand, jedoch jeglicher Hinweis darauf noch heute fehlt. Kastner beschränkt sich in seinem Projekt nicht darauf, den Ort der Bücherverbrennung in Form eines verbrannten Graskreises zumindest temporär wieder sichtbar zu machen. Er bringt auch die betroffenen AutorInnen wieder zurück ins Gedächtnis. Die Lesung „München liest – aus verbrannten Büchern“ findet unter breiter Beteiligung statt und bindet vor allem auch junge

Menschen in das Projekt mit ein. An einem Ort, an dem im Jahr 1933 Bücher verbrannt wurden, werden nun eben jene Texte vorgelesen. Die künstlerische Intervention setzt somit ein Zeichen. Die betroffenen AutorInnen werden langfristig ins Gedächtnis gerufen, über das temporäre Mahnmal hinaus. Kastner verweist durch sein Projekt auf die immer noch mangelnde öffentliche Erinnerungskultur, nicht nur in München. Daher weitete der Künstler sein Projekt in den letzten Jahren auf mehrere deutsche Städte, aber auch auf Salzburg aus.