Der Programmbereich Kunstpolemik - Polemikkunst thematisiert das Interferenzverhältnis zwischen Kunst und ihrer öffentlichen Wirkung unter dem Aspekt des Wider-Streits und stellt damit seinen konfliktträchtigen Charakter ins Zentrum: Ästhetische Konzeption und künstlerische Produktion, ihre medialen Formen und Übertragungen sowie ihre öffentliche Resonanz sind gerade da, wo ‚etwas auf dem Spiel steht', von Provokation, Empörung und Skandalisierung, Agonalität, Aggression und Destruktion gekennzeichnet. Der polemische Wider-Streit von und in Kunst und Gesellschaft kann dabei zu paradoxalen Konstellationen führen: So tritt die Repräsentativität einer gesellschaftlich geförderten Kunst häufig in ein Spannungsverhältnis zu der von ihr spätestens seit der Etablierung einer modernen Ästhetik erwarteten konzeptionellen Innovativität, die ihrerseits wiederum verschiedene künstlerische Verfahrensweisen und performative Gesten der Provokation befördert.
Den Gegenstand des interdisziplinären Praxis- und Forschungsvorhabens Kunstpolemik - Polemikkunst bilden einerseits polemisch-kritische Auseinandersetzungen mit den Künsten (Literatur, Musik, Bildende Kunst, Theater und Tanz) - „Polemik gegen/um Kunst" - von der Antike bis in die Gegenwart, andererseits aber auch produktive wie reaktive Verfahren des Polemischen, die in den Künsten zur Abwehr von Kritik, zur Abgrenzung von als überholt wahrgenommenen religiösen, soziokulturellen und ideologischen Traditionen, zur innerkünstlerischen Distinktion im Sinne einer (idealiter innovatorischen) ästhetischen Konkurrenz und schließlich zu Entwürfen einer Kunstvorstellung sui generis („Kunstautonomie") führen - „Polemik in/als Kunst".
Die kunstpraktische und wissenschaftliche Auseinandersetzung soll sich auf die beiden zentralen Aspekte der grundlegenden Thematik - Kunstpolemik und Polemikkunst - beziehen bzw. sie integrieren. Die Arbeitsgebiete sollen das Spektrum möglicher Erschließung strukturieren und aufschlüsseln:
- Kunstfeindschaft und Kunstzerstörung
- Agonalität und Öffentlichkeit
- High und Low
- Performanz - Provokation - Skandal
Einer der tragenden Leitbegriffe ist die Kategorie des ‚Performativen', die es konzeptionell gleichsam als Schnittstelle der Interferenz zwischen Kunst und Öffentlichkeit erlauben soll, wissenschaftlich-theoretische und künstlerisch-praktische Erschließung auf neuartige Weise zu verschränken. Dieses Prinzip gilt nicht nur für den Bereich der wissenschaftlichen und/oder künstlerischen Produktion, sondern auch für Formate der universitären Lehre, die für Studierende beider beteiligter Universitäten ein attraktives Angebot darstellen und - beispielsweise in Form von Projekten der theoretischen wie produktiven „Intervention" - auch auf eine außeruniversitäre öffentliche Wirkung abzielen.
Einige Mitglieder der Kernforschungsgruppe Kunstpolemik - Polemikkunst haben in den vergangenen Jahren im Rahmen des Schwerpunkts Wissenschaft und Kunst bereits das Potenzial der Thematik „Kunstpolemik" systematisch erprobt und Veranstaltungen durchgeführt (http://www.w-k.sbg.ac.at/arts-humanities/forschung/kunstkritik-und-kunstpolemik.html).
18.-20.09.2019: ‚Genie‘ in der Nachromantik. Das Schöpferische (Individuum) und der Aufstieg der Massenkultur
Tagung
18. September: Stefan Zweig Zentrum, Edmundsburg
19.-20. September: W&K-Atelier, Bergstr. 12a, 1. OG
Was Stefan Zweig als das „Geheimnis des künstlerischen Schaffens“ fasziniert hat: „Genie“ als eine naturgegebene, aber undefinierbare Kraft, die aus sich heraus und über alle Konventionen hinweg schöpferisch wirkt, dominiert als Denkfigur seit jeher die europäische Kultur und hat selbst unzählige Kunstschaffende inspiriert. Nach ihrer Hochkonjunktur in der Romantik erschien das Konzept der Genialität im langen 19. Jahrhundert zunehmend als problematisch, ohne jedoch an Anziehungskraft zu verlieren. Die Tagung untersucht, was die anhaltende, manchmal beklemmende Faszination dieser Idee ausmacht.
Konzeption und Organisation: Deborah Holmes (FB Germanistik) in Zusammenarbeit mit dem Schwerpunkt Wissenschaft & Kunst, dem Stefan Zweig Zentrum und mit freundlicher Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung und Stadt und Land Salzburg.
Bildquelle: commons.wikimedia.org/wiki/File:Paul_Klee_-_Gespenst_eines_Genies
27.06.2019: Kunst:Polemik – eine Finissage
Abschlussveranstaltung des Programmbereichs KUNSTPOLEMIK - POLEMIKKUNST am 27. Juni 2019 (18h) im KunstQuartier (Bergstr. 12a, W&K-Atelier)
Peter Haas & Didi Neidhart: My Echo My Shadow And Me dargestellt als situationselastische Cow Orking-Polemix durch die Star Tup-Schauspielgruppe des Zuchthauses Reading Gaol unter der erlebnisoffenen Anleitung von Maurice Florence
„Der spricht nicht von Liebe, sondern von Sehnsucht. Der spricht nicht von Zärtlichkeit, sondern von Trauer.“ (Rainer Werner Fassbinder)
Wenn sich das Bewusstsein der präventiven Sicherungshaft des Geistes und den damit verbundenen Einschränkungen in libido hingibt, gilt es umso mehr den Geist freudigst zu entsichern um der Dummheit „By All Means Necessary“ zu schaden!
Also entweder „It’s After The End Of The World, Don’t You Know That Yet?“ (Sun Ra) oder „Nur in freiwilligen Vereinigungen ist der Mensch schön.“ (Oscar Wilde)
Kunst:Polemik – Eine Finissage: Nebst den üblichen ernstgemeinten wissenschaftlichen Statements, die lächelnd mit Schimpf und Schande in die Archive gemottet sein wollen, nebst Büffet und Getränken, heißen wir alle herzlich willkommen zu – farewell Kunstpolemik!
Didi Neidhart beschäftigt sich mit Pop-Kultur in Theorie und Praxis als Autor (skug, testcard), Musiker (Discozma, eshna_TRON, Low Profiler), DJ, Vortragender & DIY-Artist.
peter haas verbirgt sich hinter einem salzburger lehrer und künstler. bei jeder gelegenheit versucht er, sich dem problem zu stellen, von dem schon marcel duchamp feststellte, dass es nicht existiert, weil es die lösung nicht gibt. neigt zur improvisation.
Konzeption: Hildegard Fraueneder (Mozarteum), Manfred Kern, Norbert Christian Wolf (FB Germanistik)
Bildquelle: Didi Neidhart
13.-15.06.2019: Gelehrsamkeiten. Text- und Lebenspraktiken im langen 18. Jahrhundert
Tagung im Rahmen der Arbeitsgespräche zur Aufklärungsforschung (#AGAF), ÖGE 18
KunstQuartier, 13.–15. Juni 2019 (Bergstr. 12a, W&K-Atelier, 1. OG)
Künste und Wissenschaften sind im frühneuzeitlichen Europa auf ein gemeinsames diskursives Fundament von Gelehrsamkeit bezogen. Mit dem Ende der res publica literaria im 18. Jahrhundert als verbindlichem Framework künstlerischer, literarischer und wissenschaftlicher Kommunikation wird zunehmend problematisch und aushandlungsbedürftig, was nun als Gelehrsamkeit gelten kann. Die daran historisch anschließende Pluralisierung und Dynamisierung von Gelehrsamkeit am Übergang zur Moderne bildet das thematische Zentrum der Tagung. In der interdisziplinären Beschreibung von sich ausdifferenzierenden Praktiken der Formierung, des Vollzugs und der Äußerung von Gelehrsamkeit, sollen jene Transformationsprozesse untersucht werden, in denen sich die Professionalisierung einzelner Disziplinen vollzieht, sich korrelierende gelehrte Arbeits- und Lebensweisen etablieren und entsprechende wissenschaftliche und künstlerische Habitus ausbilden.
Konzeption: Thomas Assinger, Daniel Ehrmann (FB Germanistik)
Bildnachweis: Johann Michael Rottmayr, Allegorie auf das Mäzenatentum der Familie Harrach, 1711, Fresko, Detail, Schöne Galerie, Prunkräume, Residenz zu Salzburg. Aufnahme: Fotostudio Ghezzi, Oberalm
Impressionen: Tagung "Gelehrsamkeiten. Text- und Lebenspraktiken im langen 18. Jahrhundert", 13.-15.06.2019
Ausstellung im KunstQuartier: Die Collage als Schnittstelle disparater Ebenen
14.05.2019
ERÖFFNUNG
Dienstag, 14. Mai 2019, 18.00 h // enter: Raum für Kunst im KunstQuartier // Bergstr. 12a, Salzburg
AUSSTELLUNGSDAUER
15. Mai - 19. Juni 2019
AUSSTELLUNG
Die Collage als Schnittstelle disparater Ebenen
Die Ausstellung präsentiert Arbeiten der Studierenden, die im Rahmen eines dreitägigen Workshops im Sommersemester 2019 enstanden sind.
„Collage-Technik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dafür ungeeigneten Ebene — und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.“ Max Ernst
Dem Sammeln von Ausgangsmaterial als essentieller Bestandteil des Prinzips Collage folgt das Experimentieren. Zwischen der bewusst geplanten Umsetzung von Ideen und Intentionen einerseits, und dem Unkontrollierbaren des Zufalls als Gestaltungsmittel andererseits, wollten wir Wahrnehmung und Phantasiebereitschaft sowie der Auflockerung festgefahrener Denkweisen Raum geben. Das Thema war frei und wurde als Teil der Aufgabe individuell erarbeitet. Am Ende des Workshops haben die Studierenden eine Serie eigener Collagen realisiert.
Konzeption, Workshopleitung:
Alexandra Baumgartner, 1973 geboren in Salzburg, lebt und arbeitet in Wien und Berlin, hat an der Universität Mozarteum Salzburg und an der Universität für Angewandte Kunst in Wien studiert. Ihre Arbeiten sind an der Schnittstelle von Fotografie, Collage, Malerei und Installation angesiedelt. Ausgangsmaterial sind dabei gefundene Fotografien und Objekte, die sie durch minimale Eingriffe verändert und in einen neuen Kontext stellt.
Organisation & Information: Silvia.Amberger@sbg.ac.at, Tel. +43-662-8044-2377
Bildquelle: © Alexandra Baumgartner
Impressionen: Workshop "Die Collage als Schnittstelle disparater Ebenen", 09.-11.05.2019
Internationale Tagung mit Workshop, Gastvorträgen, Lesung, Theater und W&K-Forum
Mittwoch, 23.01. - Samstag, 26.01.2019
KunstQuartier, Bergstr. 12a, 5020 Salzburg
Kathrin Röggla zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen der Gegenwartsliteratur. Die in Salzburg geborene und seit den 1990er-Jahren in Berlin lebende Autorin bewegt sich in ihrer literarischen Erforschung der Gegenwart zwischen Prosa, Essay, Theater und Hörspiel. Ihr ästhetisches Programm der „Gespensterbannung“, das sie mit Witz und Komik in den verschiedenen Medien durchspielt, reflektiert die globale Ökonomisierung unserer Lebensverhältnisse und gibt zahlreiche Impulse für die Reflexion des in Bewegung geratenen Verhältnisses von Literatur und Realität, das gegenwärtig großes künstlerisches und theoretisches Interesse erfährt. Doch welche Möglichkeiten hat die Literatur im „postfaktischen“ Zeitalter, wenn sie nicht in die Fallen eines Realismus zwischen „wirklichkeitshunger“ und „gerüchteküche“ geraten will? Welche Rolle spielt insbesondere das Theater in den sich radikal verändernden gesellschaftlichen Verhältnissen? Inwiefern sind traditionelle Konzeptionen wie Fiktionalität und Modelle literarischer Autorschaft oder Genrebegriffe wie z.B. „Dokumentartheater“ heute überhaupt noch brauchbar für eine Beschreibung einer wirklichkeitsbezogenen literarischen Praxis?
Konzeption: Uta Degner und Christa Gürtler (FB Germanistik), Christoph Lepschy (Mozarteum)
Foto: Karsten Thielker