Wissenschaft und Kunst hat mit dem Sommersemester 2015 eine neue Veranstaltungsreihe, das W&K-Forum, initiiert. Diese von den drei am Schwerpunkt tätigen Programmbereichen konzipierte Reihe widmet sich einem breiten Spektrum an Fragenstellungen, die sich an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst ergeben. Die Vermittlung von tagesaktuellen Themen und die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen und künstlerischen Diskursen stehen hier im Fokus.
Vier Mal im Semester werden dazu herausragende Persönlichkeiten unterschiedlicher Fachbereiche eingeladen, um in diesem Forum Themen in einem breiten gesellschaftlichen Kontext darzulegen bzw. miteinander zu diskutieren. Das W&K-Forum eröffnet einen Raum für ein interessiertes Publikum zur Teilhabe und Diskussion von kultur- und gesellschaftspolitischen Fragestellungen.
13.05.2019: Es war einmal in Österreich – Geschichte, Literatur und Moral in der zeitgenössischen Kritik
Ein Podiumsgespräch aus Anlass von David Schalkos Roman "Schwere Knochen" (2018) mit Helga Embacher (Historikerin), Helmut Lethen (Kulturwissenschaftler, Germanist), Johanna Öttl (Literaturwissenschaftlerin, -vermittlerin), Evelyne Polt-Heinzl (Literaturwissenschaftlerin, -kritikerin) am 13. Mai um 19.00h im KunstQuartier, Bergstr. 12a, 1. OG / W&K-Atelier
Moderation: Eva Krallinger-Gruber (Journalistin)
Nach dem Erscheinen von Schwere Knochen im vergangenen Jahr ist man sich uneinig wie selten. Als „Buch des Jahres“ (H. Lethen in der SZ) gefeiert und als „Vollverhau“ (K. Nüchtern im Falter) erledigt, ist Schalkos Roman mehr als der Zankapfel in einer Debatte um einen wie immer guten oder schlechten literarischen Text. Er erzählt die Leben und Karrieren von vier Kriminellen, die als Kapos im KZ ihr Handwerk‘ perfektionieren, um nach der Befreiung mit Berechnung und Härte die Wiener Unterwelt zu übernehmen. Dieser Versuch einer genuin österreichischen Verbrecher-Saga – „inspiriert von wahren Begebenheiten“ – schließt provokante Positionierungen gegenüber der literarischen Tradition ebenso mit ein wie gegenüber dominanten Diskursen zu (Post-) Nazismus und alliierter Besatzung in Nachkriegsösterreich. Auf dem Podium werden vier anerkannte Persönlichkeiten aus Literatur- und Kulturwissenschaft, Kritik und Zeitgeschichte ihre Sicht auf den Roman vorstellen und anschließenden Fragen Raum geben – nach dem Verhältnis von österreichischer Geschichte und Literatur, nach Aufgaben und Funktionen von Kritik, nach moralischen und politischen Herausforderungen durch Literatur, ihrem Verhältnis zur Verfassung der Gesellschaft und zum historischen Selbstverständnis des Landes.
Konzeption: Thomas Assinger (FB Germanistik)
Information, Organisation: Silvia.Amberger@sbg.ac.at / Tel. +43-662-8044-2377
Bildquelle: Rüdiger Trebels, Düsseldorf (Umschlagmotiv zu David Schalkos Roman Schwere Knochen, Kiwi 2018)
Impressionen: "W&K-Forum: Es war einmal in Österreich – Geschichte, Literatur und Moral in der zeitgenössischen Kritik", 13.05.2019
24.01.2019: „Documentality!? Realitäten im Theater der Gegenwart“
18.30 Uhr I Theater im KunstQuartier I Paris-Lodron-Str. 2a
Podiumsdiskussion mit Ulrike Hatzer (Regisseurin, Univ. Prof. an der Universität Mozarteum), Hans-Werner Kroesinger (Regisseur), Kathrin Röggla (Autorin), Christine Umpfenbach (Regisseurin), Moderation: Christoph Lepschy (Univ. Prof. für Dramaturgie an der Universität Mozarteum)
Mit den Dokumenten ist die Frage nach einer anderen, dezidiert gegenwartsbezogenen Auseinandersetzung mit der Realität ins Theater zurückgekehrt. Damit einher gehen dringliche Fragen nach unserer veränderten Wahrnehmung von Wirklichkeit, nach den theaterästhetischen Reaktionen und nach dem Verhältnis von Theater und Politik. Im Gespräch geben prominente Theatermacher*innen des Dokumentar- bzw. Recherchetheaters Einblicke in verschiedene Ansätze und Herangehensweisen und diskutieren die Potenziale dokumentarischer Theaterkonzepte.
Konzeption: Uta Degner, Christa Gürtler (FB Germanistik), Christoph Lepschy (Mozarteum)
Information, Organisation: Silvia.Amberger@sbg.ac.at / Tel. +43-662-8044-2377
Bildquelle: „Poor Rich Europe. Ein dokumentarisches Theaterprojekt über soziale Ungleichheit in Europa“, Copyright by Manuela Seethaler
Impressionen: W&K-Forum: „Documentality!? Realitäten im Theater der Gegenwart“, 24.01.2019
26.04.2018: Die Kunst der Kolumne
19h: Lesung und Podiumsgespräch mit Doris Knecht und Harald Martenstein
Unipark, Erzabt-Klotz-Str. 1, HS E.001 (Thomas Bernhard)
Die Kolumne hat sich zu einer journalistischen Prestige-, wenn nicht gar Kunstgattung gemausert. Aus einer durchaus subjektiv konturierten Sicht kommentiert sie in ironischer bis polemischer Form politische oder allgemeine gesellschaftliche Phänomene und Debatten, aber auch Erfahrungen und Absurditäten des Alltags, die sie mit Goethe gesprochen mithin zu „unerhörten Begebenheiten" geraten lässt.
Doris Knecht und Harald Martenstein zählen zu den bekanntesten und versiertesten VertreterInnen der Gattung. Sie werden im Rahmen des Forums aus ihren Kolumnen lesen. Im anschließenden Podiumsgespräch sollen Lust und vielleicht auch Frust des Kolumnenschreibens, die Rolle der Autorin und des Autors und nicht zuletzt die satirische Wirkung der Kolumne, aber auch die Polemik gegen Kolumne und Kolumnistin/Kolumnisten unter Einbeziehung des Publikums diskutiert werden.
Doris Knecht, geboren in Vorarlberg, ist seit 1987 Mitarbeiterin der Stadtzeitung Falter, dessen stellvertretende Chefredakteurin sie von 1994-98 war. Für eben diesen verfasst sie seit 2002 wöchentliche Kolumnen, die im Czernin-Verlag bzw. bei rororo erschienen sind. Weiters schreibt sie u.a. für Profil, Presse, NZZ und Standard-RONDO. Außerdem ist Knecht auch Romanautorin. Ihr Debüt "Gruber geht" (2011) wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert und 2015 verfilmt. Es folgten der mit dem Literaturpreis der Stiftung Ravensburger ausgezeichnete Roman "Besser" (2013), "Wald" (2015), der derzeit fürs Kino verfilmt wird sowie das für den Österreichischen Buchpreis nominierte „Alles über Beziehungen" (2017). Ein neuer Roman wird 2019 erscheinen. Knecht lebt mit ihrer Familie und Freunden in Wien und im Waldviertel.
Harald Martenstein, geboren 1953 in Mainz, studierte Geschichte und Romanistik in Freiburg. Er ist Redakteur beim Tagesspiegel in Berlin. Seit 2002 schreibt Martenstein Kolumnen für die ,,Zeit", die auch in Buchform erscheinen. Zuletzt erschienen die Kolumnensammlungen "Nettsein ist auch keine Lösung." und „Im Kino" . Daneben veröffentlichte er die Romane "Heimweg" (2007) und "Gefühlte Nähe" (2010) sowie den Reportagenband "Romantische Nächte im Zoo" (2013). Für seine journalistische Arbeit erhielt er den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen-Preis und den Theodor-Wolff-Preis, für seine Romane unter anderem den Georg K. Glaser-Preis. Martenstein lebt in der Uckermark und in Berlin.
Konzeption, Moderation: Manfred Kern (FB Germanistik)
Information, Organisation: Silvia.Amberger@sbg.ac.at / Tel. +43-662-8044-2377
Bildquelle: © Martenstein /C. Bertelsmann, Knecht /Heribert Corn
Impressionen: W&K-Forum: Die Kunst der Kolumne, 26.04.2018
01.12.2017: Skandalisierung des Skandals: Christoph Schlingensiefs NAZIS REIN-Projekt
Gastvortrag von Ingrid Gilcher-Holtey am 1. Dezember um 19.30h über den Künstler als Intellektuellen in der Tradition der Avantgarde
Kunstquartier, W&K-Atelier, Bergstr. 12a, 1. OG
Der Vortrag analysiert, ausgehend von drei Figuren der Kritik im politischen Repertoire, ‚Affäre', ‚Skandal' und ‚Skandalisieren des Skandals', Christoph Schlingensief in der Rolle des Intellektuellen in der Tradition der Avantgarde.
Ingrid Gilcher-Holtey ist Professorin für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Bielefeld und assoziiertes Mitglied des Centre européen de sociologie et de science politique (CESP) an der Université Sorbonne I Paris.
Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte der Intellektuellen, der neuen sozialen Bewegungen - insbesondere der transnationalen 68er-Bewegungen - sowie des literarischen Feldes in Deutschland von 1918 bis zur Gegenwart. Theoretisch orientieren sich ihre Studien an der Feldtheorie Pierre Bourdieus, der Soziologie der Kritik Luc Boltanskis, der Soziologie der Intellektuellen sowie an neueren Ansätzen der Politik- und Kulturgeschichte.
Unter ihren zahlreichen Aufsätzen, Monographien und Herausgeberschaften sollen 1968 - Eine Wahrnehmungsrevolution? Horizont-Verschiebungen des Politischen in den 1960er und 1970er Jahren (2013), A Revolution of Perception. Echoes and Consequences of 1968 (2014) und Eingreifende Denkerinnen (2015) nicht unerwähnt bleiben. Letztgenannte Publikation gibt Frauen ein Forum, die als Kulturproduzentinnen im 20. und 21. Jahrhundert mit öffentlichen Stellungnahmen in die politische Arena eingegriffen und damit die Rolle der Intellektuellen wahrgenommen haben.
Konzeption, Moderation: Norbert Christian Wolf (FB Germanistik)
Bildquelle: © david baltzer / bildbuehne.de
Impressionen: "W&K-Forum: "Skandalisierung des Skandals: Christoph Schlingensiefs NAZIS REIN-Projekt", 01.12.2017
24.05.2017: "Sind wir eine Gesellschaft der Gekränkten?"
W&K-Forum zur aktuellen Debatte um "political correctness"
Podiumsdiskussion mit Alexandra Weiss, Matthias Dusini und Michael Schmidt-Salomon
Das W&K- Forum ist Teil der öffentlichen Ringvorlesung „Polemik und Gender. Konstruktionen - Distinktionen - Provokationen", die am 8. März begonnen hat, und greift ein aktuelles Thema auf, das den Fokus der Ringvorlesung ergänzt, nämlich die Frage der political correctness.
Neben dem Gender-Aspekt sollen die Angemessenheit des Umgangs mit literarischen Texten aus verschiedenen Zeiträumen (Stichwort: 'unkorrekte' Begrifflichkeit) sowie mit künstlerischen Artefakten, deren Verstörungs-Potenzial und Zumutbarkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten wie auch die Grenzen der Redefreiheit erörtert werden.
DiskutantInnen: Alexandra Weiss (Politikwissenschafterin, Universität Innsbruck), Matthias Dusini (Journalist /Autor, Der Falter) und Michael Schmidt-Salomon (Autor /Philosoph, Giordano-Bruno-Stiftung)
Moderation und Organisation: Christopher F. Laferl, Norbert Christian Wolf
Ort / Zeit: Mittwoch, 24. Mai 2017, 18.00-19.30h, Unipark, Erzabt-Klotz-Str. 1, E.002 (Agnes Muthspiel)
Bildquelle: Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter; Frankfurt am Main: Literarische Anstalt Rütten & Loening, 1917 (400. Auflage); Exemplar der Universitätsbibliotek Braunschweig Signatur: 2007-0968, Gemeinfrei, commons.wikimedia.org
Impressionen: "W&K-Forum: "Sind wir eine Gesellschaft der Gekränkten?", 24.05.2017
30.11.2016: GeschlechterSpielRäume in der Literatur
W&K-Forum: Lesung und Gespräch mit Teresa Präauer "Oh Schimmi" und Thomas Meinecke "Selbst" / DJ-Set mit Didi Neidhart & Thomas Meinecke am 30. November um 19:30h in der ARGEkultur, Ulrike-Gschwandtner-Str. 5
Eva, Genoveva und Venus - eine Mode-Redakteurin, eine Sexualwissenschaftlerin und eine Kulturwissenschaftlerin / ein Model - leben in einer Frankfurter Wohngemeinschaft und sind die Hauptfiguren in Thomas Meineckes neuem Roman "Selbst", einem manchmal platonischen, manchmal erotischen Postgender-Liebesreigen.
Teresa Präauer schickt in ihrem neuen Roman "Oh Schimmi" einen Mann, der sich auf der Suche nach der großen Liebe ständig zum Affen macht, durch die Bars und Nagelstudios der Großstadt - ein Liebesreigen, eine Taugenichts-Geschichte, gemacht aus den Elementen, Bildern und Codes des 21. Jahrhunderts.
Nach den Lesungen führen Christa Gürtler und Didi Neidhart mit Thomas Meinecke und Teresa Präauer ein Gespräch über "GeschlechterSpielRäume und Pop".
Im Anschluss DJ-Extravaganza mit Thomas Meinecke & Didi Neidhart an den Plattenspielern.
Konzeption, Moderation: Christa Gürtler (FB Germanistik)
Veranstaltet in der Reihe W&K Forum vom Kooperationsschwerpunkt Wissenschaft & Kunst der Universitäten Paris-Lodron und Mozarteum und dem Literaturforum Leselampe in Kooperation mit der ARGEkultur.
Bildquellen: Präauer: Thomas Langdon / Meinecke: privat
Impressionen: "W&K-Forum: GeschlechterSpielRäume in der Literatur", 30.11.2016
13.10.2016: Podiumsdiskussion: Elfriede Jelinek und die Öffentlichkeit. Polemische Konfrontationen
W&K-Forum zu Elfriede Jelinek und die Öffentlichkeit. Polemische Konfrontationen mit Veronika Maurer (Dramaturgin, Wien), Alia Luque (Regisseurin, Barcelona/Berlin) und Kathrin Röggla (Autorin, Berlin), Norbert Mayer (Die Presse, Wien), Moderation: Pia Janke (Elfriede Jelinek Forschungszentrum, Wien)
Kaum eine andere Gegenwartsautorin stand in den letzten Jahrzehnten so häufig im Zentrum öffentlicher polemischer Auseinandersetzungen wie Elfriede Jelinek. Die Podiumsdiskussion will diesen Befund zum Ausgangspunkt nehmen, um am Beispiel Jelinek die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Öffentlichkeit in der Gegenwart zu stellen. Als einem - vielleicht dem - zentralen Kristallisationspunkt der Konstellation von Kunst und Öffentlichkeit kommt dem Theater dabei eine besondere Rolle zu, die für die Gegenwart allerdings gar nicht so leicht zu definieren ist. Während seit der Nobelpreisverleihung an Jelinek im Jahre 2004 die politischen Konfrontationen abgeflaut zu sein scheinen, hat ihr Theaterschaffen eine neue Intensivierung erfahren, die auf ihre Implikationen befragt werden soll - nicht zuletzt in Hinblick auf ihre Aussagekraft für die gegenwärtige Konstellation von Kunst, Politik und Öffentlichkeit generell.
Organisation und Konzeption: Uta Degner, Christa Gürtler (FB Germanistik) i
Bildquelle: Elfriede Jelinek-Forschungszentrum, Wien
Impressionen: Podiumsdiskussion "Elfriede Jelinek und die Öffentlichkeit. Polemische Konfrontationen", 13.10.2016
11.05.2016: BÖHMERGAN?!
W&K Forum am Mittwoch, 11. Mai 2016 im Unipark Nonntal (Erzabt-Klotz-Str. 1, HS E.002, Agnes-Muthspiel, Beginn: 19.45 Uhr)
Statements und Debatte zur sogenannten Böhmermann-Erdoğan-Affäre
Das Gedicht „Schmähkritik" von Jan Böhmermann löste eine heftige Kontroverse aus. Der darin adressierte türkische Präsident griff zu strafrechtlichen Mitteln in Deutschland. Böhmermanns Polemik war ihrerseits eine Reaktion auf den eskalativen Politikstil Erdoğans. Die Affäre gibt ein aktuelles Beispiel für politisch-ideologische Kunstfeindschaft und für die mächtige Ohnmacht der Provokation in der Kunst. Die Sache verkompliziert sich insofern, als nicht nur die Meinungsfreiheit, sondern auch Presse- und Kunstfreiheit in Frage stehen. Die Problemlage soll im Forum durch kurze Statements aus juristischer, literatur- und medientheoretischer Sicht und eine anschließende offene Debatte erörtert werden. Im Anschluss laden wir zu einem Versöhnungsumtrunk mit deutsch-türkischem Imbiss ein.
Statements: Manfred Kern (FB Germanistik), Elisabeth Klaus (FB Kommunikationswissenschaft), Otto Lagodny (FB Strafrecht)
Bildquelle: deutsch.rt.com/gesellschaft/37657-wegen-schmahkritik-an-erdogan-/
Impressionen: Böhmergan?!, 11.05.2016
03.12.2015: Palmyra geht uns alle an. Ein Krieg zerstört unser kulturelles Erbe
W&K-Forum mit einem Gastvortrag und anschließender Diskussion mit Prof. Schmidt-Colinet am 3. Dezember um 18h im Kunstquartier (Atelier, 1. OG, Bergstr. 12a)
Hunderttausende Todesopfer, Millionen auf der Flucht. Außerdem vernichtet der Bürgerkrieg in Syrien ein einzigartiges Kulturerbe, das von den frühen Hochkulturen Mesopotamiens über die blühenden Städte der Römerzeit bis zu den Kreuzfahrern und den islamischen Dynastien reicht.
Prof. Schmidt-Colinet stellte die reiche Kulturlandschaft Syriens exemplarisch vor und zeigte anhand von Bildern und Zahlen die katastrophalen Folgen des Krieges, sowohl was die Menschen, als auch was den systematischen Raub und die unwiederbringliche Zerstörung von Kulturgut betrifft.
Der Vortrag machte aktuelle Kunst- und Künstlerfeindschaft, Kunstzerstörung, Verfolgung und Tötung von Menschen des kulturellen Lebens zum Thema und schloß damit an die Podiumsdiskussion „Kunst, Religion und Terror" des W&K-Forums an, die im Mai den Terroranschlag gegen Charlie Hebdo und den Karikaturenstreit erörterte. Wieder stellte sich die Frage, ob uns die Dringlichkeit der Ereignisse bewusst ist und wie die sogenannte westliche Welt zu handeln hätte.
Andreas Schmidt-Colinet, 1974 Promotion in Klassischer Archäologie in Köln; 1975- 1980 Univ.-Ass. an der Universität Frankfurt; 1975/76 Reisestipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) mit Schwerpunk in Nordafrika und dem Vorderen Orient; 1980 - 1984 wissenschaftlicher Referent am neu gegründeten DAI in Damaskus/Syrien. 1984 - 1992 Oberassistent/Dozent an der Universität Bern; 1992 bis 1996 Gastprofessuren und Lehrstuhlvertretungen in Berlin, Mainz, Warschau, Paris, Besancon, Neuchatel und Wien. 1996 - 2010 Professor für Klassische Archäologie am Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien. Andreas Schmidt-Colinet leitete von 1980 bis 2010 im Auftrag des Deutschen Archäolgoischen Instituts die deutsch-österreichisch-syrischen Grabungen in Palmyra.
Konzeption und Moderation: Manfred Kern (FB Germanistik, Uni Salzburg)
Bildquelle:© Andreas Schmidt-Colinet. Beltempel in Palmyra (1. Jh. n. Chr.), der nun nicht mehr existiert.
Impressionen: W&K-Forum "Palmyra geht uns alle an. Ein Krieg zerstört unser kulturelles Erbe", 03.12.2015
05.05.2015: Podiumsdiskussion „Kunst, Religion und Terror“
Gerhard Haderer (Künstler und Karikaturist, Linz), Dorna Safaian (Medien- und Kunsttheoretikerin, Berlin) und Viktor Hermann (Journalist, Salzburg) diskutierten im Rahmen des zweiten W&K-Forums das aktuelle Thema "Kunst, Religion und Terror". Die Podiumsdiskussion fand am 5. Mai um 19.30h im Unipark Nonntal (Erzabt-Klotz-Str. 1, HS E.003, Georg Eisler) statt.
Die Verfolgung, ja Tötung von Künstlerinnen und Künstlern ist der schärfste Ausdruck von Kunstfeindschaft und hat eine lange Geschichte. Diese Geschichte dokumentiert die unheilsame Verquickung von totalitären Ideologien und religiösem Empfinden, gibt gleichzeitig aber einen Provokationsgehalt der Künste frei, der ihren geistesgeschichtlichen Status, ihre zivilisatorische Dynamik, aber auch ihren soziopolitischen Prestigewert möglicherweise überhaupt erst begründet - mithin eben um den fatalen Preis des Lebens, den Kunstschaffende zu zahlen hatten und haben.
Die Podiumsdiskussion möchte - aus Anlass der Attentate von Paris und mit Blick auf historische und theoretische Zusammenhänge - drei Themenfelder verhandeln:
- Inwiefern agieren oder wirken die Künste notwendig provokativ? Provozieren sie mit ihren „blasphemischen" Gesten gleichsam zum Selbstzweck jene dogmatischen Normen, die ihre Gültigkeit am radikalsten behaupten, wenn sie sich im Zeichen der Religion gesetzt sehen? Oder reagieren die Künste nicht vielmehr - möglicherweise aus einem emanzipatorischen Impuls heraus, der ihnen zu eigen wäre - auf den ideellen und physischen Terror religiöser und/oder politischer Fanatismen?
- Kommt - aus einer wissenschaftlichen, historisch-analytischen Perspektive betrachtet - in der ideologisch motivierten Kunstfeindschaft eine Gleichsetzung von Darstellung und Dargestelltem, Simulacrum und Substanz zum Ausdruck? Verrät sich hier also eine archaisch-fetischistische Kunstwahrnehmung, wie sie dem biblischen Bilderverbot zugrunde liegt und wie sie ikonoklastische Bewegungen grundsätzlich kennzeichnet? Und stehen die bildenden Künste und Kunstschaffenden deshalb besonders im Focus des religiös motivierten Terrors
- Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang mediale Strategien und Konstellationen? Zehrt die Berichterstattung gleichsam parasitär vom negativen Sensationspotenzial, die der Mord an angeblichen künstlerischen Provokateurinnen und Provokateuren sowie das Konfliktfeld zwischen Freiheit der Kunst und Blasphemievorwurf bergen? Sind die Medien und ihre Regime des Zeigens zentrale und a priori einkalkulierte bzw. gestaltende Akteure? Wie legitim ist in kritischen Medien eine daraus resultierende Enthaltsamkeit und Objektivität, die der künstlerischen Provokation mit Wert und Würde des religiösen Empfindens Grenzen gesetzt sieht? Verlangt das Prinzip der Freiheit der Kunst nicht a priori eine entschiedene Position und wäre Objektivität gar eine drastische Verkehrung der Verhältnisse zugunsten derer, die unter dem Deckmantel der Religion brachiale Gewalt verüben?
TeilnehmerInnen: Gerhard Haderer (Künstler und Karikaturist, Linz), Dorna Safaian (Medien- und Kunsttheoretikerin, Berlin), Viktor Hermann (Journalist, Salzburg), Moderation: Manfred Kern (FB Germanistik, Uni Salzburg)
Konzeption: Manfred Kern
Bildquelle: Gerhard Haderer
Impressionen: Podiumsdiskussion "Kunst, Religion und Terror", 05.05.2015
04.03.2015: Wissenschaft ist keine Kunst! Eine Polemik
W&K-Forum mit einem Gastvortrag von Konrad Paul Liessmann (Universität Wien) am 04. März, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (HS E.003, Georg Eisler)
Kunst und Wissenschaft haben zumindest eines gemeinsam: Sie werden gerne in einem Atemzug genannt. Aber seit wann und warum treten Wissenschaften und Künste gemeinsam auf? Handelt es sich wirklich um Konkurrenten im Kampf um die Wahrheit? Und gab es nicht doch auch Zeiten des Zerwürfnisses, der Konkurrenz und der wechselseitigen Aberkennung der Fähigkeit, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen? Doch, natürlich gab es diese Zeiten, und auch noch manche andere, und einiges ist daran bis heute ziemlich bemerkenswert. So könnte man die Geschichte der Künste und Wissenschaften seit dem Mittelalter mit folgenden Paradoxien beschreiben: Als die Wissenschaften noch Künste waren, gab es keine Kunst. Als die Künste entstanden, waren sie Wissenschaften. Und als sich endlich die Wissenschaften als Wissenschaften und die Künste als Künste begriffen, führte dies erst recht zu Vermutungen, dass sich diese Sphären so klar nicht trennen lassen. Und doch stellen wir einmal die Behauptung auf: Was immer Kunst auch sein mag - Wissenschaft ist keine Kunst. Und dies im doppelten Sinn des Wortes.
Der Gastvortrag von Konrad Paul Liessmann eröffnete die öffentliche Ringvorlesung "Der Paragone zwischen den Wissenschaften und den Künsten. Epochale Konzepte, Konstellationen und Interferenzen" (4. März - 24. Juni 2015, 18.00 - 19.30h im Unipark Nonntal).
Konzeption und Moderation: Manfred Kern (FB Germanistik, Uni Salzburg)