Gesellschaftliche Polarisierungen im Kontext des Ukraine-Kriegs

Wer in diesen Tagen von „Dialog“ spricht, droht der pazifistischen Naivität bezichtigt zu werden. In der Tat haben zivile, gewaltarme Formen der Konfliktbearbeitung auf internationaler Ebene gerade in Kriegszeiten keine Hochkonjunktur.
Doch Dialogprozesse basieren nicht nur auf pazifistischen Grundannahmen, sie sind gleichzeitig auch zutiefst pragmatischer Natur. Nicht nur in der Prävention und der Nachbearbeitung, auch in eskalierenden Konfliktphasen sind sie von eminenter Bedeutung, wenn es darum geht, in Verbindung zu bleiben, Ausstiege aus der Gewaltspirale zu ermöglichen oder schlicht Zeit zu gewinnen.
Werden diese kommunikativen Zugänge missachtet oder hintangestellt, droht eine anhaltende Militarisierung und Radikalisierung der vom Krieg unmittelbar betroffenen Täter- und Opfergruppen und ein Versickern von Kanälen auf politischer, zivilgesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Ebene.
Im Rahmen dieser Veranstaltung wird ein kritisch-reflektierender Blick auf Dialogprozesse und -initiativen geworfen, ihre Potentiale und Grenzen werden diskutiert sowie konstruktive Gestaltungsmöglichkeiten praxisnah und anschaulich beleuchtet.

Tag 1: Den Dialog reflektieren – Grenzen ausloten.
Podiumsgespräch 17:00-18:30
Nach der Pandemie erschüttert der Krieg in der Ukraine die Gesellschaft. Soziale Spaltungen, Bruchlinien und Polarisierungen treten abermals mit einer Deutlichkeit hervor, die zum Handeln auffordert. Doch wie sollen wir auf diese Entwicklungen reagieren und welche Rolle spielen Dialogprozesse dabei? Ist es legitim, mit Menschen in Dialog zu treten, die für Kriegsverbrechen und permanente Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, diese trivialisieren oder gar gutheißen? Laufen Dialogprojekte Gefahr, Menschen mit Kränkungen und Traumatisierungen in ihren Bedürfnissen nach Sicherheit und Anerkennung zu missachten? Wie müssen Dialogprozesse gestaltet werden, um nicht als Appeasement, als Rechtfertigung oder Zementierung von Unrecht und Asymmetrie von der gegnerischen Propaganda missbraucht zu werden?

Mit Natascha Strobl (Politikwissenschaftlerin, Wien), Dirk Splinter (Mediator, inmedio peace consult, Berlin), Michael Schreckeis (Psychotherapeut, Verein Hiketides Salzburg)
Moderation: Stefan Wally, JBZ

19:00-20:00: Video: „Was, wenn der Krieg vorbei ist“
Ukrainische und russische Kulturschaffende zur Rolle von Kunst und Kultur in Dialogprozessen, anschließendes Gespräch mit Jurij Diez (Schauspieler, München)
Moderation: Elisabeth Klaus, Interuniversitäre Einrichtung Wissenschaft und Kunst

Anschließend gemeinsames Beisammensein mit Musik und Buffet ab 20:00

Preis für die VA inkl. Buffet: € 18 VK / € 20 AK

Eintritt frei für Mitglieder des Friedensbüros bei Anmeldung bis 7. Oktober per Mail unter office@friedensbuero.at

Anmeldung: www.argekultur.at