Symposium "Do It Yourself, Do It Together! Kritische Wissensproduktion und Vermittlungspraxen"


In Mittersill (Pinzgau) am 03.05.2016 und in  Salzburg am 04.05.2016

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Symposium mit Projektpräsentation, Vorträgen und Diskussionen
3. und 4. Mai 2016

 

Kooperationsschwerpunkt Wissenschaft & Kunst
Programmbereich Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion
KunstQuartier, Bergstr. 12, 5020 Salzburg

 

In Zeiten permanenten Leistungsdrucks, der Forderung nach Selbstoptimierung und der Individualisierung von Verantwortung stellen wir uns die Frage nach der Rolle von kollaborativen, partizipatorischen Praxen und deren Einfluss auf eine aktive gesellschaftliche Mitgestaltung. Welche Rolle haben dabei künstlerische und kulturelle Interventionen von und mit Jugendlichen, die gemeinsam ein „anderes" Wissen an der Schnittstelle des Alltags der Jugendlichen und eines wissenschaftlichen Diskurses produzieren, die Teilhabe am gesellschaftlichen Zusammenleben fordern und gleichzeitig die eigene Position reflektieren? Und wie kann eine kritische Vermittlungspraxis aussehen, die den Status Quo aufzeigt und kritisiert sowie Transformationsprozesse in Richtung selbstermächtigendes Handeln initiiert?

 

Unter dem Motto „Do It Yourself, Do It Together" stehen diese Fragen in dem Symposium in unterschiedlichen Formaten zur Diskussion. Wir beginnen mit einer Exkursion nach Mittersill (Pinzgau/Land Salzburg). Dort präsentieren Schüler_innen des BORG Mittersill ihr Projekt, das im Rahmen eines Sparkling-Science-Projektes mit KünstlerInnen, Vermittlerinnen und Mitarbeiterinnen des Schwerpunktes Wissenschaft & Kunst entwickelt wurde, und laden zur Mitgestaltung ein. Am folgenden Tag widmen wir uns der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit kritischer Wissensproduktion und Vermittlungspraxen und diskutieren visuelle, reflexive, mediale, aktivistische und performative Zugänge. Im Zentrum steht dabei die Auseinandersetzung mit einer aktuellen feministischen, anti-rassistischen und kritischen Praxis an der Schnittstelle von gesellschaftspolitischen und institutionellen Ansprüchen sowie kulturpolitischen Bildungsentwürfen.

 

Programm

 

3. Mai 2016, 8:00 - 17:00 Uhr
Exkursion nach Mittersill, Pinzgau
8:30 Abfahrt mit dem Bus von Salzburg (Treffpunkt 8 Uhr Schwerpunkt Wissenschaft & Kunst

10:30 - 14:00 Projektpräsentation in Mittersill

 

Anmeldung für die Fahrt nach Mittersill spätestens bis zum 15. April 2016 an: roswitha.gabriel@sbg.ac.at

 

4. Mai 2016, 9:00 - 13:00 Uhr
Schwerpunkt Wissenschaft & Kunst, KunstQuartier Salzburg

9:00 – 9:15          Begrüßung durch das Sparkling Science Team

9:15 – 10:00        Carmen Mörsch (Zürich): Redistributing the Sparkles: Konsequenzen kritischer Wissensproduktion in der Kulturellen Bildung“

10:00 – 10:45      Elke Bippus (Zürich): „Eine pharmakologische Perspektive auf Teilhabe im Spannungsfeld zwischen Selbstoptimierung und Emanzipation.“

11:00 – 13:00     Materialien und Toolboxen im Kontext einer kritischen Vermittlungspraxis: Elke Smodics (trafo.K/ „Flic Flac – Feministische Materialien für die Berufsschule“) und Elke Zobl (Toolbox „Do-It-Yourself, Do-it-Together!“) im Gespräch mit Marty Huber, Wien (Toolbox „Verletzende Sprache angehen“) sowie Yonas Endrias, Berlin („Rassismuskritischer Leitfaden“, Projekt Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel).

Begrüßung: Alexandra Schmidt, Frauenbüro der Stadt Salzburg

 

Abstracts

 

CARMEN MÖRSCH

„Redistributing the Sparkles: Konsequenzen kritischer Wissensproduktion in der Kulturellen Bildung"

 

Abstract:
Im ersten Teil des Beitrags werden beispielhaft strukturelle Verwerfungen und die systemische Gewalt verdeutlicht, die in Projekten Kultureller Bildung wirksam sind. Dabei handelt es sich um ein Vergegenwärtigen und Wiederaufrufen bereits existierenden kritischen Wissens.
Mit Blick auf das Projekt der Schüler_innen des BORG Mittersill, und auf seinen Rahmen, das Sparkling-Science-Projekt "Making Art - Taking Part! Künstlerische und kulturelle Interventionen von und mit Jugendlichen zur Herstellung von partizipativen Öffentlichkeiten" wird im zweiten Teil darüber reflektiert, an welchen Stellen dieses kritische Wissen in Projekt und Rahmenprojekt wirksam geworden sein mag und ob/wie sie ihrerseits wiederum zu einer kritischen Wissensproduktion beitragen.

 

Literaturempfehlungen:
• Carmen Mörsch: Darüber, hinaus. Mehrwert mit Marx: den über den Wert der Arbeitskraft hinausgehenden Teil der Wertschöpfung. S. 85-106. In: Camilla Schlie / Sascha Willenbacher (Hg.): »Eure Zwecke sind nicht unsre Zwecke.«Zur Kooperationspraxis zwischen Theater und Schule im Berliner Modellprojekt ›JUMP & RUN. Transcript: Bielefeld, S. 85-106.


• Rubén Gaztambide-Fernández. Warum die Künste nichts tun. Auf dem Weg zu einer neuen Vision für die kulturelle Produktion in der Bildung. In: Gunhild Hamer (Hrsg.): Wechselwirkungen. Kulturvermittlung und ihre Effekte. Kopaed: München, 2014.

 

Prof. Carmen Mörsch ist Leiterin des Institute for Art Education (IAE) der Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kunstvermittlung als kritische und künstlerische Praxis sowie Geschichte der Kunstvermittlung. Seit 1995 Projekte, Publikationen und Forschung in der Kunstvermittlung und kulturellen Bildung. Von 2004 bis 2008 Juniorprofessorin für Materielle Kultur und ihre Didaktik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Forschungsprojekte gefördert u.a. vom Schweizer Nationalfonds und vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation und in Modellprojekten des BMBF. Wissenschaftliche Begleitungen, Studien und Evaluationen unter anderem im Auftrag der documenta 12, der Pro Helvetia, des Goethe Instituts Johannesburg und für die Kulturabteilungen verschiedener Schweizer Kantone. Mitglied des internationalen Netzwerks „Another Roadmap for Arts Education".

 

Web: http://iae.zhdk.ch

http://another.zhdk.ch/

 

ELKE BIPPUS

„Eine pharmakologische Perspektive auf Teilhabe im Spannungsfeld zwischen Selbstoptimierung und Emanzipation."

 

Abstract
Der Vortrag setzt sich das Ziel, Teilhabe in seiner konstitutiven Funktion in Subjektivierungsprozessen zu reflektieren und auf Strategien hinzuweisen, welche in kritischer Absicht versuchen, diese Prozesse aufzustören. Diesbezüglich soll das hochschuldidaktische Prinzip des „Forschenden Lernens", welches von einem emanzipatorischen Anliegen getragen ist und sich das Ziel setzt, die Selbstverantwortlichkeit und Eigenständigkeit der Studierenden zu fördern, indem es die aktive Teilhabe von Dozierenden und Studierenden an Forschungsprozessen befördert, mit einem künstlerischen Beispiel konfrontieren werden, das erlaubt, Teilhabe pharmakologisch zu perspektivieren, das heißt als eine Macht-und Disziplinierungstechnik neoliberaler Natur und als emanzipatorische Technik gleichermaßen.

 

Literaturempfehlungen:
• Sibylle Peters, „Vorwort", in: Dies. (Hg.), Das Forschen aller. Artistic Research als Wissensproduktion zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft, Bielefeld: transcript 2013, 7-21.
• Elke Bippus, „Kann man im Ausstellungsraum forschen? Oder: Die Ausstellung zwischen Labor und Verhandlungsraum von Wissen", in: Anke te Heesen, Margarete Vöhringer (Hg.): Wissenschaft im Museum. Ausstellung im Labor, Berlin 2014, S. 196-215.
• Elke Bippus, „Micropolitics and Power. Conversation with Mathilde ter Heijne", in: Mathilde ter Heijne. Performing Changes, Museum für Neue Kunst - Städtisches Museum Freiburg, Berlin: SternbergPress 2015, p. 193-200.

 

Prof. Dr. Elke Bippus, Studium der Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Geschichte in Stuttgart und Hamburg, von 1994-2006 Lehrtätigkeit an Universitäten und Kunsthochschulen in Braunschweig, Bremen und Hamburg. Im Jahr 2000 Mitarbeiterin der Konzeptkünstlerin Hanne Darboven. Seit 2006 Professorin für Kunsttheorie und Kunstgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste und Mitarbeiterin am Institut für Theorie. Forschungsschwerpunkte: Kunst der Moderne und Nachmoderne, Kunsttheorie mit Schwerpunkten in der internationalen Moderne, der feministischen Kunstgeschichte, der Repräsentationskritik, Performativität, künstlerischen Produktions- und Verfahrensweisen, Schnittstellen zwischen Kunst und Wissenschaft, Kunst als epistemische Praxis, Ästhetik und Politik.

 

people.zhdk.ch/elke.bippus/index.html

 

Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel (LEO)

 

LEO ist ein Projekt beim Bezirksamt Mitte von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur, das sich mit der Geschichte des deutschen Kolonialismus in seiner Rezeptionsgeschichte befasst.

Bei LEO soll es eben nicht nur um einen „Erinnerungsort" an deutsche Kolonialpolitik vergangener Zeiten gehen, sondern auch darum, das verborgene Fortleben kolonialer und rassistischer Denkmuster zu entschlüsseln und aufzuarbeiten, denn nur so entfaltet der „Erinnerungsort" seine Wirkungen als „Lernort".

LEO organisiert verschiedene Veranstaltungen und Unterprojekte wie die Übernahme einer ganzen Schule in einer Projektwoche, wo alle Klassen eine ganze Woche lang von Afrikaner_innen und schwarzen Expert_innen unterrichtet werden, sowie die Realisierung der ersten Schwarzen Bibliothek des Vereins EOTO und die Entwicklung einer App zum deutschen Kolonialismus im Afrikanischen Viertel. Die Unterstützung zur Veröffentlichung des rassismuskritischen Leitfadens, wo LEO Mitherausgeber ist, gehört zu dem wichtigsten Vorhaben.


Website:

www.leo-afrikanisches-viertel.de

 

YONAS ENDRIAS

 

Diplom-Politologe, Experte im Bereich Rassismus, Kolonialismus, Migration und Flucht, arbeitet gegenwärtig im Bezirksamt Mitte von Berlin beim Amt für Weiterbildung und Kultur. Er hat das Projekt Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel koordiniert. Gegenwärtig ist er zuständig für die Bildungsarbeit der Geflüchteten. Er ist Mitglied des Landesbeirats für Migrations- und Integrationsfragen, Mitglied es Landesschulbeirats sowie beim Expertenberatungsnetzwerk für Demokratieentwicklung und Rechtsextremismus.
Er war unter anderem der NGO-Koordinator des nationalen Aktionsplans gegen Rassismus für die Bundesrepublik. Endrias erhielt für seine antirassistische Arbeit den Black History Month Award 1999 sowie den D. Emilio Castelar Preis 2008 in Madrid/Spanien für seine Empowerment- und Medienarbeit für die Schwarze Community.

 

MARTY HUBER

Toolbox „Verletzende Sprache angehen!"

 

Mit der Toolbox „Verletzende Sprache angehen!" wollen wir Materialien zur Verfügung stellen, die es ermöglichen sollen sich mit den Schattenseiten menschlicher Kommunikation auseinanderzusetzen. „Angehen" ist deswegen auch das Motto: Aktiv werden, weil es mich etwas angeht; aktiv werden, weil es mich stört; aktiv werden, weil ich auch manchmal Leute ungut angehe...


Die Tools der Box sollen ein Bewusstsein schaffen, wie mit verletzender Sprache umgegangen, wie und wann sie eingesetzt wird. Es sind Übungen zur Selbstkritik, die jedoch auch aufzeigen, dass nichts in Stein gemeißelt ist und sich Sprache ständig verändert. Sprache verwenden, die möglichst alle inkludiert und nicht ausschließt, ist keine Einschränkung des Wortschatzes, sondern eine der Möglichkeiten Räume zu eröffnen, die von Respekt geprägt sind. Dieses Verständnis wollen wir stärken. Die Toolbox „Verletzende Sprache angehen!" wurde gemeinsam mit Lehrlingen von Jugend am Werk und Kunst- und Kulturarbeiter_innen entwickelt. Sie ist ein Startpunkt, um über Sprache nachzudenken und mit ihr zu spielen. Sie kann und soll den jeweiligen Gruppen, die sich mit dem Thema befassen, angepasst und entsprechend erweitert werden.

 

igkultur.at/projekte/check-the-facts-mind-the-gap/toolbox-verletzende-sprache-angehen/einleitung-verletzende-sprache-angehen

 

 

Marty Huber arbeitet seit einigen Jahren an den Schnittstellen Aktivismus, Theoriebildung und Kulturarbeit. Seit 1996 ist sie queer-feministische Aktivist_in in der Türkis Rosa Lila Villa und weitgehend mit verschiedenen Communities aus den Kontexten des politischen Antirassismus und Kulturarbeit vernetzt. Sie ist Mitbegründerin von Queer Base - Welcome and Support for LGBTIQ Refugees, arbeitet als freie Dramaturgin im Bereich Tanz und Performance und hat unter dem Titel „Queering Gay Pride - Zwischen Assimilation und Widerstand" (2013) ihre Dissertation publiziert. Ihr derzeitiger Forschungsschwerpunkt bezieht sich auf die Frage von Lecture Performances als Form künstlerischer Wissensvermittlung. Praktisch umgesetzt wurden diese zB. mit Gender\===/Bending The Wall, or Rain on Our Parade (2011), Love Attack - Über den (performativen) Gebrauch von Gefühlen in queer-aktivistischen Kontexten (2012), Queering the Queer. Politik, Theorie, Aktivismus im B_ORDERLAND (2014), Queer Alliances or How a Yogi Ended in a Box Club (2015) mit Aufführungen in Hamburg, Berlin, München, Zürich, Wien, Budapest. Sie unterrichtet an der Akademie der Bildenden Künste Wien Kunst- und Kulturvermittlung.