Die Kritik von wissenschaftlichen und kulturellen Betrieben an sich selbst ist nichts Neues. Von Selbstzweifeln bis „besetzerischem“ Diskursverhalten gibt es nichts, was im Ringen um eine gerechte, durchlässige Wissens-, Kunst und Kulturproduktion nicht schon passiert wäre.
Oft gerinnen Versuche der Ressourcen- und Machtverteilung zum Vermeidungsdiskurs, zum Degradieren des Diskurses selbst zum puren Label, das echtes Praktizieren von Dekolonialisierung gleichsam ersetzen soll.
Azadeh Sharifi und Lisa Skwirblies haben, aus der „geteilten Not heraus“, als Lehrende nicht auf adäquate post-/dekoloniale Ansätze zurückgreifen zu können, einen Sammelband zusammengestellt. Die entwickelten Frageräume, die Solidarität als ästhetische Praxis untrennbar mit dem Anspruch der Eigenständigkeit des Blicks verbinden, befördern den sogenannten „marginalisierten Blick“ vom Rand ins Zentrum.
Darauf basierend wird in wechselnden Podien zur Diskussion gestellt, was Solidarität als ästhetische Praxis für das eigene Theaterschaffen in sozialen Kontexten bedeutet: Wo sind strukturelle Rassismen und koloniale Logiken in (Aus)Bildungssettings immer noch wirkmächtig? Wer praktiziert queere Strategien und solidarische Gegenentwürfe?
Lecture
„Theaterwissenschaft postkolonial/dekolonial“ mit Azadeh Sharifi (per Zoom)
Staffel-Podium
Antigone Akgün, Melanie Hinz, Ron Iyamu, Cat Jugravu, Anita Moser, Laila Ribera-Canenguez, Sieglinde Roth, Wolfgang Sting und andere
„Ist die Theaterpädagogik rassistisch?“ Moderation: Antigone Akgün
„Sind (Aus)Bildungsstrukturen dekolonialisiert?“ Moderation: Judith Franke
„Was sind solidarische Praktiken und wer wendet sie an?“ Moderation: Cat Jugravu
Im Anschluss get-together in den Räumen von Applied Theatre (Franz-Josef-Str. 2)
Filmvorführung „Spiritual Decolonization“ (Konzept und Regie: Ana Hoffner)
Im Rahmen der Arbeitskonferenz „Wessen Perspektive zählt? Temporäre Strategien zum Dekolonialisieren der eigenen Arbeitspraxis. Im Rahmen des ständigen Netzwerks Spiel und Theater an deutschsprachigen Hochschulen“. Veranstaltet / kuratiert von Applied Theatre – künstlerische Theaterpraxis und Gesellschaft.
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