Das Motiv „Tod und Mädchen“ und dessen unterschiedliche Behandlungen in der Bildenden Kunst, in der Musik und Literatur tangieren die großen existenziellen Fragen von Leben und Tod, Blüte und Verfall, Angst und Hoffnung und laden zu kulturwissenschaftlichen Befragungen ein:
Schuberts Vertonung des gleichnamigen Gedichts von Matthias Claudius ist ein kleines Meisterwerk. Nach einigen Überlegungen zum Verhältnis von Sprachgestalt und musikalischer Erscheinungsform eines Textes sollen in einem „close reading“ die kompositorischen Qualitäten von Schuberts Mini-Komposition erarbeitet werden. Nachdem der Schritt vom Gedicht zum Lied getan ist, wagen wir einen Blick in eine Opernszene, bei der ähnliche musikalische Topoi verwendet werden und auch die Aufforderung des Todes: „Gib deine Hand!“ im Zentrum steht. Schließlich wird auch noch der Transfer zu Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ angesprochen. Dieses Werk beruht zwar musikalisch auf dem Lied, realisiert aber eine sehr viel gewaltvollere Interpretation der Verführungsszene.
Der Vortrag ist auch für Studierende ohne Notenkenntnisse geeignet, da zahlreiche Klangbeispiele das musikalische Geschehen illustrieren.
Andrea Lindmayr-Brandl ist als Professorin für Historische Musikwissenschaft an der Universität Salzburg tätig. Ihre Habilitation zum fragmentarischen Werk Franz Schuberts wurde mit dem Kardinal-Innitzer-Förderungspreis ausgezeichnet. 2006/07 war sie Austrian Guest Professor an der Stanford University, 2009/10 Gastprofessorin an der Universität Wien. Sie ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Vizepräsidentin der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts, Früher Notendruck und Editionstechnik, Music Material Culture und Digital Humanities, sowie Franz Schubert und seine Zeit. Mehr zu Andrea Lindmayr-Brandl
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Meeting-ID: 880 9325 3067 // Kenncode: 950605
Konzeption, LV-Leitung: Peter Deutschmann, Manfred Kern
Ort/Zeit: Online via Webex, jeweils am Mittwoch 17:15 bis 18:45h
Bildnachweis: Hans Baldung Grien, Der Tod und die Frau, 1518/20, Kunstmuseum Basel, Quelle: Wikipedia (gemeinfrei)