Kinga Toth

Foto: Hubert Auer

Kinga Tóth

Kinga Tóth, geboren in Ungarn, ist Literatin, intermediale Künstlerin und Performerin. Sie studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaft und Pädagogik. Sie kommt aus der Punk-und Noiseszene und arbeitete mit verschiedenen Musiker:innen und Komponistinnen zusammen, etwa mit Silvia Rosani an dem Musiktheaterstück und der Installation „Electrical Jungle” im Rahmen des Hannsmann-Poethen Literaturstipendiums.n auf Deutsch, Ungarisch und Englisch und stellt ihre Texte in Installationen und Performances dar. Zuletzt publizierte sie MariaMachina (Vokalpoesiealbum, DaaD 2024), Mondgesichter (Matthes&Seitz) 2022), sandwich (zine, kuratiert von Esther Eppstein, Zürich, 2022), AnnaMaria sings/singt/énekel (Kunstalbum, dreisprachig (Eng/De/Hu), MODEM-PRAE, 2023), TRANSIT (2021, SuKulTur), PARTY (2020, parasitenpresse), OFFSPRING (2020, YAMA). Für ihre internationale intermediale Arbeit bekam sie 2020 den Hugo Ball Förderpreis und den Prix Littéraire Bernard Heidsieck der Centre Pompidou-Fondazione Bonotto. Sie war 2023/24 Stipendiatin des DaaD Künstlerprogramms in Berlin und MQ-Stipendiatin in Wien.
Kinga Tóth erforscht im interuniversitären Doktoratskolleg „Kulturen im Wandel“ Nonnenkunst und beschäftigt sich in ihrer eigenen künstlerischen Praxis mit dem Leben und Schaffen von Nonnen.
www.kingatoth.com

Dissertationsvorhaben:
Wie das Wort lebendig wird – Gebet als Performance 
Nonnenkunst als Textkörperperformance   

Erstbetreuung: Univ.-Prof.in Dr.in Lucia D’Errico (MOZ)
Zweitbetreuung: Univ.-Prof.in Dr.in Angelika Walser (PLUS)

In meinem Dissertationsprojekt suche ich nach Grenzüberschreitungen und Bezugspunkten zwischen Nonnenkunst und zeitgenössischer performativer Literatur. Die Nonnenkunst interessiert mich in erster Linie als performativer Akt: Ich möchte aufarbeiten, wie diese 900-jährige Tradition, womit die philosophischen, literarischen, künstlerischen bzw. „heiligen“ Texte der zurückgezogen, hinter Mauern lebenden Frauen gemeint sind, auf liturgisch-performative Weise in ihren tagtäglichen Tätigkeiten verwirklicht wurde und wird. Meiner Ansicht nach streben die Nonnen im Zuge ihrer täglichen Tätigkeit an, Textperformance zu übermitteln, darzustellen, zu erleben. Damit sind nicht nur die Liturgietexte gemeint, sondern dass die gesamte tägliche Tätigkeit der Nonnen, die sog. „Horen”, in Wahrheit als eine ständige Performance für das Wort, für das Evangelium angesehen werden kann.  In Anbetracht all diese Forderungen kann das Nonnenleben auch als Gesamtkunstwerk oder – im Falle dieser Arbeit – als interdisziplinäre, performative literarische Verkörperung und in Parallelsetzung mit Performancekunst (Textkörperperformance) betrachtet werden.

Der Akt des Gebets steht im Fokus dieser wissenschaftlichen-künstlerischen Arbeit, also der Prozess, durch den das Wort mit der Geste des Betens „belebt wird” (Teresa von Ávila). Lässt sich der wissenschaftliche, deskriptiv-analytische Text internalisieren, was passiert, wenn die beschriebenen, analysierten Textformate in einem performativen Akt aufeinandertreffen?   Sind die Gebetsgesten, die (Gebets-)Arbeit, in der Lage, den beschreibenden und den darstellenden Text zu verbinden?  Können das Gebet und dem Gebet folgende ergänzende Tätigkeiten als „Live Poetry“ (Julia Lajta-Novak) wahrgenommen und analysiert werden? Mit ethnographischer Forschung (Dokumentation des Alltagslebens und Schaffens von Nonnen, Interviews, Video- und Soundaufnahmen), Analyse und Deskription der verbalen Aufführung von geschriebenen Texten und Performances (John Miles Foley, Performancetheorie und Theaterwissenschaft, z.B. Erika-Fischer Lichte, Judith Butler) kann man über den Textkörper und seine „Realisation“ einen ausreichenden Blick bekommen.  Zusätzlich zu der Textperformanceanalyse ist es wichtig, zu untersuchen, welche (ökofeministischen) Verhaltensmuster diese Persönlichkeiten darstellen, welche Rollen sie im Laufe der Geschichte in der Gesellschaft hatten und haben, wie die weiblichen Prinzipien und Werte sich verändert haben, und ob in Anbetracht der heutigen (ökopolitischen) Situation überhaupt Veränderungen zu erkennen sind.

Die wissenschaftliche Arbeit wird mit künstlerischen Tätigkeiten (Gebetsperformance, Lecture Performance, kollektive Gesangworkshops, Reenactments, ökofeministischer Gebetband, Kunstobjekte und Installationen usw.) verbunden.