Anna Rebecca Menslin studierte Musik- und Tanzwissenschaft an der Universität Salzburg und schloss 2023 ihren Master in Performative Musik- und Tanzwissenschaft ab. Bis 2018 absolvierte sie eine Ausbildung im Fach Klavier am Mozarteum Salzburg. Bis 2023 arbeitete sie als Lehrassistentin an der Universität Salzburg und leitet seit 2023 Lehrveranstaltungen zur Bewegungsanalyse. Während ihrer wissenschaftlichen Laufbahn arbeitete sie von 2022 bis 2023 als Assistentin bei den Derra de Moroda Dance Archives und war im Sommer 2024 im Department Archiv & Dramaturgie der Salzburger Festspiele als Mitarbeiterin tätig. Ihr jüngstes abgeschlossenes Forschungsprojekt „Zeitschriften als Bühnen für den Tanz“ verbindet ihre Forschungsinteressen Tanz, Mode, Archivpraktiken und Körperkonzepte.
Im interuniversitären Doktoratskolleg „Kulturen im Wandel“ promoviert Anna Rebecca Menslin zum Thema „Tanzende Modekörper: Methode und Analyse vestimentärer Konstellationen in Kulturen des Wandels“. In ihrer Forschung untersucht sie, wie in performativen Kontexten Mode und Modekörper entstehen, wenn Körper und Textilien interagieren, sich im direkten Austausch bewegen, durchweben, modellieren und transformieren. Ihr Forschungsvorhaben zielt darauf ab, Methoden zur Analyse vestimentärer Konstellationen zu entwickeln und dabei Theorie und Praxis, Wissenschaft und Kunst miteinander zu verknüpfen.
Dissertationsvorhaben:
Tanzende Modekörper
Drapieren als Methode und Analyse vestimentärer Konstellationen
Mode entsteht, wenn Körper und Textilien in Interaktion treten, sich im direkten Austausch bewegen, modellieren und transformieren. Um diese dynamischen Transferprozesse zu begreifen, verfolgt mein Dissertationsvorhaben das Ziel, eine Methode für die Analyse vestimentärer Konstellationen in performativen Kontexten zu entwickeln. Eine Reihe an Fragen motiviert das Projekt: Wie überträgt sich analysierbares Bewegungsmaterial auf Textilien und inwiefern transferieren sich stoffliche Gegebenheiten, Formen, Tragegefühl und soziokulturelle sowie politische Bedeutungen vestimentärer und modischer Praktiken auf Bewegungen sowie singuläre und kollektive Körper? Wie ist der aus Stoff und Fleisch konstellierte Modekörper zu fassen; wo fängt er an und wo endet er, wenn er permanent Prozesse der Transformation durchläuft? Wie und mit welchen Strategien können tanzende Modekörper analysiert werden? Und welche in der Mode situierten Praktiken können als Strategien für ein prozessorientiertes Forschen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst angewandt werden?
Um mich diesen Fragen anzunähern, denke ich einen transdisziplinären Forschungsmodus an, bei dem sich theoretisch sowie künstlerisch-praktisch informierte Perspektiven an den Schnittstellen Körper, Material, Bewegung und Raum treffen können. Die Verknüpfung der eben genannten Schnittpunkte mag auf den ersten Blick vielleicht offensichtlich erscheinen, im wissenschaftlichen und insbesondere im tanzwissenschaftlichen Feld erfuhren sie jedoch bisher zu wenig Aufmerksamkeit; modische Aspekte werden in Untersuchungen tendenziell oberflächlich oder entlang eines eurozentrischen Kanons verhandelt. Elaborierte Versuche, Modekörper in Bewegung zu verstehen und zu analysieren, stehen noch aus.
Mit einem tanzwissenschaftlichen Prisma soll daher eine Methode erarbeitet werden, die tanzende Modekörper analysierbar macht. Diese kann nicht nur zur Erweiterung des Methodenkanons kulturwissenschaftlicher Disziplinen dienen, sondern auch in der künstlerischen Praxis Resonanz finden. Basierend auf bereits etablierten Analysemethoden wie der Inszenierungs-, Bewegungs- und Figurenanalyse (Christopher Balme, Claudia Jeschke, Nicole Haitzinger) sollen die Ansätze anhand von diskursiven und praktischen Formaten elaboriert werden. Dadurch ermöglichen sich multiperspektivische Plattformen des Ausprobierens und Entwickelns. Unter dem roten Faden des Drapierens – ein prozessualer, intuitiver sowie präziser Vorgang, bei dem Textilien durch Falten, Auflösen und Anpassen in eine Form gebracht werden – inkludiert das Forschungsvorhaben auch Fragen danach, wie in der Mode situierte Techniken und Praktiken als Strategien für künstlerisches sowie wissenschaftliches Forschen anwendbar sind.