Mayra Jenzer Azevedo

Mayra Jenzer Azevedo schreibt, performt und forscht. Auf einen BA in Kunstgeschichte und Deutscher Philologie der Universität Basel 2022 folgte der MA in Critical Studies der Akademie der Bildenden Künste Wien 2025. Dort war Mayra Jenzer Azevedo auch als Studienassistenz am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften tätig und engagierte sich in der Planung und Umsetzung der studentisch organisierten Lecture Series des MA Critical Studies. Neben dem Studium entstanden Beiträge für verschiedene (Online-)Magazine, darunter kulturjournalistische Texte, Lyrik und Prosa. Zudem erfolgte eine Mitarbeit an Vermittlungskonzepten in unterschiedlichen Kunst- und Kulturinstitutionen in der Schweiz und in Wien. Mayra Jenzer Azevedo wirkt regelmäßig in literarischen, filmischen, sowie performativen Kunstprojekten mit und ist auch als Drag King aktiv. Das Dissertationsprojekt im Rahmen des Doktoratskollegs „Kulturen im Wandel“ widmet sich Konzeptionen des Vampirischen als medial-ästhetische Strategie zur Formulierung von trans* Ontologien.

Dissertationsvorhaben:

Bastardized Vampirism: Trans* Ästhetiken in der Medialität des Films und Methoden queerer Monstrosität

Betreuung: tba

Das Dissertationsprojekt untersucht die „vampirischen“ Qualitäten des Mediums Film, durch die es sich in besonderer Weise als ästhetisches Mittel zum Ausdruck von trans* Ontologien eignet. Als Grundlage für die Entwicklung und Präzisierung der Forschungsfrage dienen die filmischen Arbeiten des amerikanischen Künstlers und Filmemachers Jack Smith, die im Hinblick auf ihre Camp-Ästhetik sowie ihre inter- und transmedialen Aspekte analysiert werden. Im Fokus stehen Flaming Creatures (1963) sowie der unvollendete Batman Dracula (1964), den Smith in Kooperation mit Andy Warhol entwickelte. Ziel der Untersuchung ist es, in Smiths Bildsprache eine „vampirische“ Qualität herauszuarbeiten – verstanden als ästhetische Strategie filmischer Inter- und Trans(*)medialität, die Formen aus Performance und Drag aufgreift, aber zugleich auch die Vampirfigur als Denkbild queerer Existenz reflektiert. Das Projekt nimmt Sandy Stones Konzept von „gender as genre“ wörtlich und nutzt das Vampirgenre, um alternative Narrative zu entwerfen, die hegemoniale – in diesem Fall insbesondere ästhetisch-repräsentationspolitische – Diskurse um „trans*“ unterlaufen.

Juliane Rebentischs Konzept des Camp-Materialismus bildet die theoretische Grundlage des vorliegenden Forschungsprojekts. Im Zusammenspiel – und im Kontrast – zur Gothic-Empfindsamkeit, aus der sich die zeitgenössische Figur des Vampirs entwickelt hat, ermöglicht Camp Materialismus ein queeres, zutiefst trans*-lesbares Verständnis von Natur und Kultur, von Natürlichkeit, Kunst und Künstlichkeit.

Zugleich wird auch die kunst- und medienhistorische Bedeutung des politischen Umbruchs im Kontext queerer Befreiungsbewegungen in den USA der 1960er Jahre untersucht. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern ästhetische Ausdrucksformen, die hier rückblickend als trans* ästhetische Strategien gelesen werden, bereits die queere Underground-Filmszene vor den Stonewall-Aufständen und den Erfolgen der Gay Liberation Bewegung beeinflussten. Dabei wird eine vampirische Dialektik herausgearbeitet, die neoliberalen Vereinnahmungen queerer Geschichte durch Fortschrittsnarrative und Sichtbarkeitspolitiken widersteht. Das Projekt fragt, ob und warum diese radikalen Ansätze später an Bedeutung verloren und inwiefern sie in aktuellen Debatten um die mangelnde politische Wirksamkeit von Repräsentationspolitiken im Diskurs um trans* Ästhetiken neu aktiviert werden können. Verortet ist das interdisziplinäre Dissertationsvorhaben an der Schnittstelle von Kunst-, Performance- und Filmgeschichte, Medienwissenschaft und Trans Studies.