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Der Paragone zwischen den Wissenschaften und den Künsten. Epochale Konzepte, Konstellationen und Interferenzen

Öffentliche Ringvorlesung veranstaltet vom Programmbereich Kunstpolemik-Polemikkunst, W&K.
Beginn: 04. März 2015, Unipark Nonntal

 

Das Interesse der Kulturwissenschaften an den Künsten und das Interesse der Künste an der Wissenschaft und an der Form der eigenen Wissensproduktion (artistic research) ist hoch. Doch waren die Beziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft keineswegs immer harmonisch und friktionsfrei.

 

Die erste Ringvorlesung im neubegründeten Programmbereich Kunstpolemik-Polemikkunst des interuniversitären Schwerpunkts Wissenschaft und Kunst (Univ. Salzburg/Univ. Mozarteum Salzburg) interessiert sich für die Geschichte der Verhältnisse zwischen Wissenschaft und Kunst.

 

Die Frage nach „Wissenschaft" und „Kunst" wird allerdings dadurch kompliziert, dass beide Terme erst in einem langwierigen und konflikthaften Prozess ihre heutigen Bedeutungen, ihren heutigen Begriffsumfang und ihre heutige innere disziplinäre Ausformung erworben haben. Wir interessieren uns für die Frühgeschichte dieser Auseinandersetzungen; was im Nachhinein als Ergebnis gleichsam naturwüchsiger Autonomisierungs- und/oder Ausdifferenzierungsbewegungen erscheinen mag, war, so die These, tatsächlich Produkt einer Reihe von Auseinandersetzungen in rekonstruierbaren Konfliktfeldern , entlang von zunächst unklaren Kampflinien und auf unübersichtlichem Terrain. Es geht insofern um die Analyse polemisch-agonaler Szenen und Konstellationen, vorzugsweise in hoher Konkretion und historischer Materialdichte, um jene Kämpfe, deren jeweilige Ergebnisse sich als Stationen der wechselseitigen Konstruktion von „Wissenschaft" und „Kunst" abzeichnen.

 

In dem das Mittelalter und die Frühe Neuzeit dominierenden Artes-Modell sind Künste und Wissenschaften in einem Ensemble diskursiver Praktiken verbunden, das von der Mathematik über die Jagd zur Magie führt (artes liberales, artes mechanicae, artes magicae). Während das inklusive Wissenskonzept des Humanismus nicht so sehr entlang der Kunst-/Wissenschaftsgrenze, sondern nach der Dignität der Diskurse und Praktiken unterschied (Hand- vs. Kopfarbeit), so gehört zur polemischen Konstruktion der modernen Naturwissenschaft (in der sog. „wissenschaftlichen Revolution") die Abwertung des Bücherwissens und aller Praktiken, die nicht auf widerspruchsfreies, ‚objektives' und reproduzierbares Wissen aus waren. Die alten Nachbarschaften von bildender Kunst und Ingenieurskunst, von Mathematik und Musik, von Literatur und Philosophie, von Geschichte und Naturgeschichte zerfielen, das alte qualitative Wissen von den Naturdingen verfiel dem Verdikt des Obskurantismus, alle Brückenschläge standen im Verdacht, Errungenschaften der Ausdifferenzierung preiszugeben.

 

Programm

Plakat

 

Organisation und Konzeption: Manfred Kern, Werner Michler (Fachbereich Germanistik)

 

Studierende können diese Lehrveranstaltung in PLUS Online unter Nr. 901.305 belegen.

 

Zeit / Ort: Mittwoch, 4. März - 24. Juni 2015, 18.00 - 19.30h im Unipark Nonntal (HS E.003, Georg Eisler)

 

Bildquelle: © Septem Artes Liberales (The Seven Liberal Arts), Dietrich Meyer (1590-1658), www.britishmuseum.org

Impressionen aus der Ringvorlesung

Konrad Paul Liessmann, 04.03.15
Bildmaterial, 22.04.15
Publikum, 04.03.15
Publikum, 04.03.15
Josef Wallnig, 10.06.15
Oswald Panagl, 10.06.15
Ursula Schaefer, 18.03.15
Publikum, 04.03.15
Gottfried Kreuz, 25.03.15
Publikum, 25.03.15
Bildmaterial, 11.03.15
Publikum, 04.03.15
Tobias Bulang, 03.06.15
Josef Wallnig, Oswald Panagl, 10.06.15
Helmut Birkhan, 22.04.15
Konrad Paul Liessmann, 04.03.15
C. Peck, M. Wiesinger, 06.05.15
Dorothea Weber, 25.03.15
Nicole Haitzinger, 06.05.15
Bildmaterial, 15.04.15
Harald Gschwandtner, 20.05.15
Josef Wallnig, 10.06.15
W. Michler, A. Albrecht, 20.05.15
Oswald Panagl, 10.06.15
Nicole Haitzinger, 06.05.15
Bildmaterial, 22.04.15
Andrea Albrecht, 20.05.15
Publikum, 25.03.15
Gottfried Kreuz, 25.03.15
Michaela Wiesinger, 15.04.15
Manfred Kern, 10.06.15
Bildmaterial, 15.04.15
Helmut Birkhan, 22.04.15
Ursula Schaefer, 18.03.15
Bildmaterial, 22.04.15
Konrad Paul Liessmann, 04.03.15
Sergius Kodera, 29.04.15
Bildmaterial, 15.04.15
Andrea Albrecht, 20.05.15
Konrad Paul Liessmann, 04.03.15
Clemens Peck, 24.06.15
Publikum, 06.05.15
Veronika Österbauer, 27.05.15
Sergius Kodera, 29.04.15
Michaela Wiesinger, 15.04.15
Konrad Paul Liessmann, 04.03.15
Bildmaterial, 15.04.15
K. Ackermann, Chr. F. Laferl, 27.05.15
Manfred Kern, 27.05.15
Ursula Schaefer, 18.03.15
Norbert Chr. Wolf, 20.05.15
Ursula Schaefer, 18.03.15
Tobias Bulang, 03.06.15
Werner Michler, 24.06.15
Publikum, 11.03.15
Daniel Ehrmann, 17.06.15
W. Michler, Publikum, 03.06.15
Werner Michler, Clemens Peck, 24.06.15
Bildmaterial, 03.06.15
Veronika Österbauer, 27.05.15
U. Degner, N. Chr. Wolf, 17.06.15
Manfred Kern, 10.06.15
Daniel Ehrmann, 17.06.15
Konrad Paul Liessmann, 04.03.15
M. Kern, Veronika Österbauer, 27.05.15
Dorothea Weber, 25.03.15
Sergius Kodera, 29.04.15
Bildmaterial, 24.06.15
Josef Wallnig, Oswald Panagl, 10.06.15
Daniel Ehrmann, 17.06.15
Werner Michler, 17.06.15
Konrad Paul Liessmann, 04.03.15

Mittwoch, 04. März, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (HS E.003, Georg Eisler)

 

Kunst und Wissenschaft haben zumindest eines gemeinsam: Sie werden gerne in einem Atemzug genannt. Aber seit wann und warum treten Wissenschaften und Künste gemeinsam auf? Handelt es sich wirklich um Konkurrenten im Kampf um die Wahrheit? Und gab es nicht doch auch Zeiten des Zerwürfnisses, der Konkurrenz und der wechselseitigen Aberkennung der Fähigkeit, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen? Doch, natürlich gab es diese Zeiten, und auch noch manche andere, und einiges ist daran bis heute ziemlich bemerkenswert. So könnte man die Geschichte der Künste und Wissenschaften seit dem Mittelalter mit folgenden Paradoxien beschreiben: Als die Wissenschaften noch Künste waren, gab es keine Kunst. Als die Künste entstanden, waren sie Wissenschaften. Und als sich endlich die Wissenschaften als Wissenschaften und die Künste als Künste begriffen, führte dies erst recht zu Vermutungen, dass sich diese Sphären so klar nicht trennen lassen. Und doch stellen wir einmal die Behauptung auf: Was immer Kunst auch sein mag - Wissenschaft ist keine Kunst. Und dies im doppelten Sinn des Wortes.

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11.3.15: Die Wissenschaften und/als die Künste. Zur Geschichte einer gespannten Beziehung, Manfred Kern und Werner Michler (Universität Salzburg, FB Germanistik)

Werner Michler
Manfred Kern

Mittwoch, 11. März, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (HS E.003, Georg Eisler)

 

Die beiden Terme „Wissenschaft" und „Kunst" haben erst in einem langwierigen und konflikthaften Prozess ihre heutigen Bedeutungen, ihren heutigen Begriffsumfang und ihre heutige innere disziplinäre Ausformung erworben. Im Fokus der Ringvorlesung steht die Frühgeschichte dieses Prozesses. Was im Nachhinein als Ergebnis gleichsam naturwüchsiger Autonomisierungs- und/oder Ausdifferenzierungsbewegungen erscheinen mag, war, so die These, tatsächlich Produkt einer Reihe von Auseinandersetzungen in rekonstruierbaren Konfliktfeldern, entlang von zunächst unklaren Kampflinien und auf unübersichtlichem Terrain. Es geht insofern um die Analyse polemisch-agonaler Szenen und Konstellationen in Spätantike, Mittelalter und Früher Neuzeit, deren jeweilige Ergebnisse sich als Stationen der wechselseitigen Konstruktion von „Wissenschaft" und „Kunst" abzeichnen.

 

 

 

 

 

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18.3.15: Die mittelalterliche Ars dictandi und ihr Beitrag zur Etablierung einer volkssprachlichen Diskurstradition, Ursula Schaefer (Freiburg i. Br.)

Ursula Schaefer

Mittwoch, 18. März, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (HS E.003, Georg Eisler)

 

Die ars dictandi, also die "Kunst des Verfassens (von Prosatexten)" formierte sich im 12. Jahr­hundert. Als Auskoppling aus der Rhetorik löste sie sich bald auch von den weiteren Entwick­lungen der artes im Spätmittelalter ab. So generierte sie zum einen die pragmatische Dis­kurs­­tradition indivi­duel­ler schrift­l­icher Mit­tei­lungen, nämlich den 'priva­ten' Brief, zum ande­ren die der 'öffent­lichen', schriftlich-rechtsverbindlichen Dokumen­ta­tion, näm­lich die Ur­kunde. Beide Produkte der rapide anwachsenden Schriftlichkeit konsti­tuie­ren somit säkulare Diskurswel­ten, innerhalb derer sich insbesondere die Emanzipation des aufstrebenden Bür­ger­tums manifestieren konnte. Zu vermuten steht, dass diese pragmatische Entlastun­gen auch Freiräume schufen, in denen sich die nicht pragmatisch 'abgesunkenen' artes einander neu zuordnen konnten.

 

Im Vortrag werde ich das Augenmerk auf die Auswirkungen der ars dictandi im englischen Spätmittelalter beschränken. Nach einem kurzem Blick auf die Beurkundungspraxis soll dar­gestellt werden, wie sich im 15. Jahrhundert das volkssprachliche Briefwesen im Bürger­tum mithilfe von lateinischen und (insel-)französischen Vorbildern ausbreitete. Hieran kann gezeigt werden, in welcher Form - ähnlich wie im Urkundenwesen - die strengen Modelle dazu beitrugen, eine volkssprachliche Diskurstradition überhaupt erst aufzubauen und in der Folge weiterzuentwickeln.

25.3.15: Transformationen – Vom Umgang christlicher Autoren der lateinischen Spätantike mit klassischer Bildung, Dorothea Weber und Gottfried Kreuz (Universität Salzburg, FB Altertumswissenschaften)

Dorothea Weber
Gottfried Kreuz

Mittwoch, 25. März, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (HS E.003, Georg Eisler)

 

Die Diskrepanz zwischen den als normativ empfundenen literarischen Ansprüchen, wie sie die spätantike Schule und Gesellschaft vermittelten,  und der kategorisch geforderten Anerkennung des christlichen Glaubens, wie sie im sermo piscatorius der lateinischen Bibel vorlag, führte Autoren der Spätantike zu unterschiedlichen individuellen oder generelleren Lösungen. Sie regte zu neuen Formen und literarischen Experimenten auf der gesamten Bandbreite der Literatur an, von der Protesthaltung gegen das (literarische) Establishment bis zur Anverwandlung traditioneller Schemata. In der Vorlesungseinheit sollen einige dieser Produkte vorgestellt werden.

 

 

 

 

 

 

 

15.4.15: Ziffer und Zahl. Zur Ausdifferenzierung der Mathematik im Spannungsfeld von Sprache, Literatur und Wissenschaft im Mittelalter und der Frühen Neuzeit, Michaela Wiesinger (Salzburg)

Michaela Wiesinger

Mittwoch, 15. April, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotzstr. 1, (E.003, Georg Eisler)

 

Zahlen dominieren unseren Alltag. Nicht nur die Welt der Technik, der Wirtschaft oder der Statistik ist auf die Zahl angewiesen - sie dringt darüber hinaus durch die allgegenwärtige Quantifizierung unserer Umwelt in nahezu jeden Lebensbereich ein. Die Selbstverständlichkeit des Umgangs mit den Ziffern 0-9, das Rechnen mit Stift und Zettel und die klare Überlegenheit, die unsere Gesellschaft der Mathematik zuschreibt, sind jedoch verhältnismäßig rezente Erscheinungen.
Durch einen genauen Blick auf die Entstehung und die Einführung der indisch-arabischen Zahlen in Europa - gemeinsam mit der Null, die lange Zeit nicht als Zahl anerkannt wurde, sondern lediglich Symbolcharakter hatte - kann die Entwicklung unserer Mathematik und damit auch unserer modernen naturwissenschaftlichen Herangehensweise nachvollziehbar gemacht werden. Die Herausbildung einer mathematischen „Sprache" beschäftigte über Jahrhunderte hinweg nicht nur Gelehrte in einem klerikalen Umfeld, sondern drang über kaufmännische Bestrebungen auch in volkssprachlich dominierte Sphären ein.

Der Vortrag möchte sich genau dieser Entwicklung widmen. Neben einem geschichtlichen Überblick wird nicht nur die gegenseitige Beeinflussung von Sprache und Zahlenverständnis, sondern auch die Verquickung der Mathematik mit den Künsten, allen voran der Arithmetik, im Fokus der Aufmerksamkeit stehen.

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2.4.15: Hermetisches Wissen in mittelalterlicher Literatur, Helmut Birkhan (Wien)

Helmut Birkhan

Mittwoch, 22. April, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Der Vortrag geht von dem berühmten Satz des Hermes Trismegistos aus, nach dem das "Untere so wie das Obere" ist, d. h. insbesondere in der Alchemie die irdischen Vorgänge die im Himmel vorgezeichneten nachahmen und womöglich einholen sollen. Im ersten Teil dieses Vortrags wird dieser Vorgang genauer differenziert und auf die reale Verwirklichung in der ältesten alchemistischen Originaldichtung in einer germanischen Sprache, dem vom Vortragenden erstedierten Werk des Gratheus filius philosophi (14. Jh.) vor Augen geführt. Kurz soll auch vom "Buch der Heiligen Dreifaltigkeit" (Konstanz etwa zur Zeit des Konzils) mit seinem kuriosen apo-koinou-Stil die Rede sein. Im zweiten Teil geht es um die Verwirklichung des Prinzips in der mittelalterlichen Literatur, wobei Gestalten wie Merlin und Arthur, die auch von der Alchemie in Anspruch genommen werden, das Bindeglied bilden. Einen besonderen Höhepunkt erreicht die Neigung zum alchemistischen Bild im Werk Heinrich Frauenlobs. Insbesondere bildet sich die alchemistische Lehre von der "Verschmelzung" als Bild der Minne an.

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29.4.15: Magische Kunst als skeptische Wissenschaft bei Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim und Giovan Battista della Porta, Sergius Kodera (New Design University, St. Pölten; Universität Wien)

Sergius Kodera

Mittwoch, 29. April, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Dass die frühneuzeitliche Magie ein Naheverhältnis zu den Künsten (durchaus im modernen Wortgebrauch) hat, ist ein offensichtliches Faktum: Ihr ritueller Umgang mit Bildern, der performative Einsatz von Texten, die Verwendung von Musik, - insbesondere unter Einsatz des eigenen Körpers - gemahnen in geradezu verblüffender Weise an gegenwärtige künstlerische Äußerungen. Weniger bekannt hingegen ist die bei frühneuzeitlichen Autoren regelmäßig zu beobachtende polemische Distanznahme zu den eigenen Verfahrensweisen: Die Praxis der gelehrten Magie und deren theoretische Begründungen werden durchaus nicht nur in der polemischen Abhebung der als Konkurrenz agekanzelten Scharlatane hinterfragt. Die Täuschung des Publikums hat nämlich in den magischen Künsten eine zentrale praktische und theoretische Rolle: gelingt sie, ist sie Ausweis für das ingenium, die angeborene Begabung des artifex, mag er nun ein Scharlatan sein oder ein umfassend gebildeter Magus. Was hier in den Blick gerät, ist eine durchaus moderne, kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Praxis. Die gelehrte Renaissancemagie treibt so die Arbeit an der Zerstörung der Glaubwürdigkeit der eigenen ars voran.

 

Diese Themen behandelt der Vortrag anhand der Entwicklung der ars magica in den Werken von zwei einflussreichen Exponenten dieser Tradition: Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535) verfasst mit De occulta philosophia (1510/1533) die wahrscheinlich meistgelesene Enzyklopädie der magischen Künste überhaupt; er publiziert allerdings auch eine eine Deklamation Über die Unsicherheit und Nichtigkeit aller Wissenschaften und Künste (1526), in welcher er diese Verfahrensweisen vehement kritisiert. Wie der Vortag zeigen wird, findet sich solche Skepsis der eigenen Praxis gegenüber auch bei dem mehr als zwei Generationen jüngeren Giovan Battista della Porta (1535-1615). In seiner Magia naturalis (1558/1589) inszeniert Porta als Naturmagie deklarierte Experimente geradezu als Bühnenshows, die das ungebildete Publikum zum Staunen bringen sollten, den Gebildeten aber Bewunderung für die spielerische Kunstfertigkeit und das theoretische Acumen ihres Autors abverlangen sollten.

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06.5.15: „Lauter pöbelhafte Fratzen und Zoten“ – Zu theatralen Auftritten und diskursiven Vertreibungen des Harlekins im 18. Jahrhundert, Nicole Haitzinger (Salzburg)

Nicole Haitzinger

Mittwoch, 6. Mai, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Im 18. Jahrhundert wird der Harlekin nach der Etablierung eines repräsentativen Bühnenregimes wie der Literarisierung des Theaters im Barock nicht zufällig zu einer Schlüsselfigur des ästhetischen Diskurses. Als volksnahe Figur tritt er an öffentlichen Orten wie auf Jahrmärkten, aber auch im theatralen Schautanz auf. Oder im Wortlaut der Zeit vielleicht besser gesagt: der Harlekin springt „aus der Szene heraus" und „wieder zurück". Zugleich provozieren seine Obszönität, seine Verwandlungsfähigkeit und seine Erscheinung als Mensch-Tier-Automat-Trinität, die sich jeglicher Klassifikation entziehen, die europäischen und insbesondere die deutschen Theateraufklärer. Diese wünschen sich eine klare Ordnung der Gattungen und Figuren in ihrem bürgerlichen und einem Wahrscheinlichkeitsparadigma verpflichtetem Theater. Der Vortrag wird die aufgeladene Zone zwischen theatralen Auftritten und diskursiven Vertreibungen des Harlekins im 18. Jahrhundert beleuchten und diese - thesenhaft - als Schauplatz eines Paragons zwischen Wissenschaft und Kunst verhandeln.

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20.5.15: „Allezeit unparteiliche Gemüther“? – Zur mathematischen Streitkultur in der Frühen Neuzeit, Andrea Albrecht (Stuttgart)

Andrea Albrecht

Mittwoch, 20. Mai, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (HS E.003, Georg Eisler Saal )

 

Mathematisches Wissen gilt als sicheres und daher unstrittiges Wissen - eine Zuschreibung, die nach Meinung der Frühen Neuzeit nicht nur einen Grund in der Sache hat, sondern seine Entsprechung im irenischen Charakter der Mathematiker findet. Dennoch ist die Geschichte der Mathematik von einer ganzen Reihe heftig geführter Kontroversen gekennzeichnet. Diese Diskrepanz zwischen Image auf der einen, Praxis auf der anderen Seite legt den Verdacht nahe, dass sich an den Selbstbildern des Mathematischen etwas über das disziplinäre Ethos ablesen lässt. Ich gehe diesem Verdacht am Beispiel von Joachim Jungius und Thomas Hobbes nach und frage nach der philosophischen Respondenz auf die bis heute provozierende mathematische Wahrheitsgewissheit.

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27.5.15: Polyvalente Polemik im neuspanischen Kometenstreit, Veronika Österbauer (Salzburg)

Veronika Österbauer

Mittwoch, 27. Mai, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Das 17. Jahrhundert scheint von einer Gleichzeitigkeit heterogener Konzeptionen des Wissens geprägt zu sein. Obwohl als Jahrhundert der sogenannten wissenschaftlichen Revolution bezeichnet, vereinen selbst noch „Naturphilosophen" wie Isaac Newton magisch-hermetische und mechanistische Interpretationen von Naturphänomenen in ihrer Person. Die Komplementarität von heute widersprüchlich erscheinenden Wissenschaftskonzepten lässt sich besonders deutlich anhand der Interpretation und/oder Erklärung von Kometenerscheinungen nachvollziehen, die ihrerseits in die Diskussion um das geo- und heliozentrische Weltbild eingebunden ist. Der Streit darüber, was Kometen sind und ob sie (unheilbringenden) Einfluss auf das menschliche Leben ausüben, zieht seine Kreise weit über Europa hinaus. In diesem Vortrag wird es um folgende Fragen gehen: Wie wird der Kometenstreit im 17. Jahrhundert außerhalb Europas - konkret in Neuspanien - geführt, wer beteiligt sich an der Polemik und wie positioniert sich der neuspanische Kometenstreit zu den europäischen Diskursen? Korreliert die Hinwendung zu frühmodernen Positionen im kolonialen Mexiko mit einer Erneuerung des wissenschaftlichen Schreibens (analog zum plain style movement der Royal Society of England)? Neben den strittigen Inhalten der Polemik wird hierbei zugleich die Frage nach der Art des Schreibens - dem Verhältnis zwischen wissenschaftlichem und literarischem Stil - aufgeworfen.

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03.6.15: kunst – Semantische Dimensionen eines zentralen Konzepts mittelhochdeutscher Sangspruchdichtung, Tobias Bulang (Heidelberg)

Tobias Bulang

Mittwoch, 03. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Die mittelhochdeutsche Sangspruchdichtung des 13. Jahrhunderts etabliert und bewährt  sich in sozialen Konfliktfeldern. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts operieren die Akteure in Konkurrenz mit den neuen Bußpredigern. Ebenso wie die Mendikanten sind sie auf Almosen angewiesen, ebenso wie diese nutzen sie die Volkssprache. Spätestens ab der Mitte des 13. Jahrhunderts wird in den Sangsprüchen auch die Konkurrenz mit dem Gelehrten entworfen. Das Wort kunst changiert in den Selbstdarstellungen der Sangspruchdichter. Mal wird ihre direkte göttliche Inspiration (gegen bloßes Bücherwissen) behauptet, mal erfolgt die Berufung auf exklusives Bücherwissen, dann wieder finden sich Selbstaufwertungen im Zeichen eigenständiger Fertigkeit des Handhabens von Reim, Ton und Melodie gegen die Gelehrten. Beobachtet werden kann eine Arbeit an der Semantik von kunst, die weder mit dem Begriff der artes noch dem neuzeitlichen Kunstbegriff verrechnet werden kann. Sowohl in der Auseinandersetzung der Sänger mit außerliterarischen Akteuren als auch im innerliterarischen Schlagabtausch (‚Sängerkriege') ist die Arbeit am kunst-Begriff agonal dimensioniert. Die Vorlesung geht den semantischen Kämpfen der Sangspruchdichter nach.

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10.6.15: Raisonanzen – Ästhetische Schnittbereiche und Reibungsflächen am Beispiel von Mozarts „Le nozze di Figaro“, Oswald Panagl und Josef Wallnig (Salzburg)

Josef Wallnig
Oswald Panagl

Mittwoch, 10. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Konzepte, Konstellationen und Interferenzen lassen in diesem thematischen Bezirk mehrere paragonale Lesarten zu: die Spannung zwischen dem Opernlibretto Lorenzo da Pontes und der literarischen Vorlage von Beaumarchais; in dessen dramatischer Trilogie wiederum die Beziehungen zum Vorgängerwerk und Nachfolgerstück; endlich die Vielzahl möglicher Friktionen zwischen Mozarts Oper und ihrer szenischen wie musikalischen Wiedergabe. Die Referenten dieser Vorlesung wählen freilich einen anderen Weg: Auf eine essayistische Vorgabe des Dramaturgen (Panagl) zu den Rändern der Opera buffa reagiert der Musiker (Wallnig) mit Parametern wie Tonartensymbolik, Tanzformen, Physiognomie der Instrumente. Könnte aus der Gegenüberstellung von männlicher und weiblicher Musiksprache in dieser Partitur eine Dominanz der Frauen resultieren? Wäre „Susannas Hochzeit" vielleicht der angemessenere Titel?

 

 

 

 

 

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17.6.15: „die Wissenschaft notwendig als Kunst denken“ – Revisionen einer Trennung bei Goethe, Daniel Ehrmann (Salzburg)

Daniel Ehrmann

Mittwoch, 17. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Im 18. Jahrhundert taucht an deutschen Universitäten ein Fach auf, das den in der Ringvorlesung untersuchten Paragone bereits im Namen trägt und dem Streit zugleich einen (Lehr-)Körper verleiht: ,die schönen Wissenschaften'. Die Frage, ob die Wissenschaften schön sein können bzw. ob das Schöne zur Wissenschaft taugt, wird über mehrere Jahrzehnte hinweg heftig diskutiert, bis sie um 1800 geklärt zu sein scheint und Immanuel Kant einigermaßen apodiktisch feststellen kann, dass es weder eine Wissenschaft des Schönen noch schöne Wissenschaft gibt; umgekehrt versagt sich zusehends auch die - nunmehr im emphatischen Singular auftretende - Kunst, Wissenschaftliches als Gegenstand zu bearbeiten. Johann Wolfgang Goethe, der diese Separationsbewegung zunächst unterstützt und Kunst als einen autonomen Bereich zu behaupten unternommen hat, wird diese scharfe Trennung wenig später einer zweifachen Revision unterziehen, indem er versucht, die Möglichkeiten sowohl einer wissenschaftlichen Kunst als auch einer ästhetischen Wissenschaft in literarischen, kunsttheoretischen und naturwissenschaftlichen Texten auszuloten. Der Vortrag wird sich zunächst auf den Kampfplatz begeben, auf dem unzählige Akteure mit höchst heterogenen Vorsätzen und Interessen eine Trennung zwischen den Wissenschaften und der Kunst im 18. Jahrhundert betreiben. Im zweiten Teil wird er versuchen, exemplarisch Goethes polemische Einsprüche gegen diese diskursive Ab- und Ausgrenzung näher zu beleuchten.

 

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24.06.15: Theatrum Ceremoniale. Diplomatisches Zeremoniell als Kunst und Wissenschaft um 1700

Clemens Peck

Mittwoch, 24. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.003, Georg Eisler Saal)

 

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts etabliert sich mit der Zeremonialwissenschaft an den Höfen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation eine neue Wissensform. Diese »Staats-Ceremoniel-Wissenschafft« unternimmt den Versuch, die Handlungen der höfischen Kultur, der Regierung und der Diplomatie sozialsymbolisch zu regulieren. Das Zeremoniell als die Frage nach standesgemäßem Auf- und Abtritt, nach Rangfolge und räumlicher Ordnung ist nach dem Westfälischen Frieden von 1648 zur zentralen höfischen und zwischenstaatlichen Kommunikation geworden. Die Notwendigkeit, das Zeremonialwesen um 1700 zum möglichst universalen Gebrauch aufzuzeichnen und zu systematisieren, verweist auf einen vielschichtigen Übergangsprozess, dessen Vektoren sowohl auf die kulturellen Formen des Barock als auch auf jene der Frühaufklärung verweisen. Gleichzeitig reguliert die Zeremonialwissenschaft nicht nur die höfische und diplomatische Kommunikation, sondern fungiert darüber hinaus als epistemologisches Tableau - sie stellt spezifische Relationen und Anordnungen zwischen den Wissenschaften und Künsten her. So enthalten die zeremonialwissenschaftlichen Werke auch ihre eigene Rhetorik, Dramenpoetik, politische Ökonomie oder Geometrie.

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